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Auswärtsspiel in Wiesbaden und das Restaurant Ente Wiesbaden

Ein Blog-Artikel, in dem es mit einem recht unschönen Bild des Bahnhofs Köln-Deutz los geht?

Ja, das gehört zur Geschichte dieses Restaurantbesuches halt dazu, denn für dieses Restaurant musste Jens quasi Meike nachreisen. Die hatte 2 Tage lang Workshops in Wiesbaden und da der zweite Tag unser Jahrestag war, haben wir uns entschlossen es auszunutzen, dass schon 50% von uns in Wiesbaden waren.

Bedeutet: Gute, angemessene Restaurants in und um Wiesbaden gesucht, Zugfahrt gebucht, Termine so verändert, dass sie auch aus dem Zug heraus machbar sind und ab dafür.

Wobei der super gemütliche ICE, der aufgrund einer Baustelle auf der linksrheinischen Strecke umgeleitet wurde, mit dem Blick auf Vater Rhein durchaus ablenkte.

Ab Koblenz ging es dann wieder rechtsrheinisch weiter und damit auch am Bopparder Hamm entlang. Kennen wir ja schon, würden wir auch ab dem Folgetag wieder sehen, denn nach Wiesbaden wollten wir nach Boppard für eine weitere Etappe des RheinBurgenWeg fahren.

Mit einmal Umsteigen in Mainz kam Jens dann in Wiesbaden an und begab sich in das gebuchte Mecure Hotel in der Innenstadt. Wiesbaden ist ja in manchen Ecken echt nicht so schön und der Fußweg vom Bahnhof zum Hotel brachte ein paar Begegnungen mit Wiesbadener Bürger, die es auch nicht brauchte.

Aber egal – im Hotelzimmer richtete sich Jens dann ein. Meike beendete ihren Workshop und fuhr mit dem Auto in die Tiefgarage (von wo aus Jens sie abholen musste, denn sie hatte ja keine Zimmerkarte).

Dann Begrüssungsknuddeln und ein wenig ausruhen. Und dann galt es den Gutschein für das Gratis-Getränk zu verbrauchen, denn „Nix dem Wirt!“

Wiesbaden ist ja so ein bisschen Bier-Wüste und dementsprechend gab es nur Produkte der Radeberger Gruppe. Immerhin gab es ein Tegernseer in der Flasche (sehr gutes Bier) und das am Ende noch in einem völlig falschen Krombacher Glas.

Aber das Glas machte das Tegernseer nicht schlechter – immer noch ein gutes Bier.

Apropos „gutes Bier“ – in Wiesbaden hatte von einiger Zeit ohne viel Marketing und Propanz eine Filiale unserer (!) schottischen Brauerei eröffnet. Und wenn man schon einmal da ist …

Sehr schöne Location, allerdings etwas leer an diesem Donnerstag Abend, was das ganze etwas kahl und kühl wirken lies.

Aber: Bier gut, Service nett und was wollen wir auch mehr.

Dann ging es aber ab zum Essen, daher auch nicht so viele Biere vorneweg und mehr Wasser. Beziehungsweise alkoholarme Biere.

Denn heute Abend sollte es in ein sehr traditionelles Restaurant in einem noch traditionelleren Haus gehen: In das Restaurant Ente im berühmten Hotel Nassauer Hof.

Das Hotel Nassauer Hof in Wiesbaden zählt zu den großen Grandhotels der Welt und wird seit 2005 mit der Klasse 5 Sterne Superior bewertet. Das Restaurant Ente im Hotel wird seit 1980 mit einem Michelinstern ausgezeichnet und seit 2006 schwingt hier Michael Kammermeier den Kochlöffel. Beziehungsweise die Entenkeule.

Das Hotel selber wurde 1813 gegründet und blickt auf eine wechselreiche Vergangenheit voller Kaiser, Könige und anderer Berühmtheiten zurück, so haben hier unter anderem Kaiser Willheim II. oder Zar Nikolaus II. genächtigt. Der russische Schriftsteller Dostojewski stieg auch hier ab und verspielte im Spielkasino sein Geld und musste zur Not einen Roman schreiben und diesen verkaufen.

1988 hat Otto Waalkes hier seinen 40. Geburtstag gefeiert – für Jens viel wichtiger als all die gekrönten Häupter.

Das Restaurant selber wurde übrigens kurz nach unserem Besuch renoviert – dies sind also mit die letzten Bilder vor dem Umbau. Das Hotel wurde ebenfalls modernisiert und gilt entsprechend immer noch als Top Adresse über die Landesgrenzen hinaus.

Und das Restaurant sollte das auch gelten – daher fiel unsere Wahl auch hier drauf.

Sehr freundlich, aber auch etwas gesetzter wurden wir in Empfang genommen und durch die mit vielen Enten verzierten Barraum in den Speiseraum geführt. Enten waren sogar auf der Toilette zu finden – das Motto wurde konsequent durchgezogen.

Der Speiseraum sah sehr schön aus, gerade Jens fühlte sich wie in einem Heinz Erhardt-Film – was auch nicht verwunderlich war, denn das Interieur stammte auch ursprünglich aus den 50er und 60er Jahren. Mal schauen wie es nach der Renovierung aussieht.

Kurz nach der üblichen Bestellung (Menu mit Weinbegleitung) gibt es dann auch die ersten Grüße aus der Küche.

Sehr kunstvoll und filigran machen diese alle Vorfreude auf das folgende Menü, beginnend mit dem Tartelette mit Garnelen, Avodaco und Tomate ….

… über eine Praline (leider vergessen was da drin war) und einer Schnecke …

… bis zum Wild-DimSum mit einer sehr wärmenden Consommé.

Danach gab es dann Sauerteig-Brot und ein Butter-Mix zum selber mischen, daher war der Klöppel dabei.

Leider wurde uns das Prinzip nicht direkt erklärt, wir haben es von einem Nachbartisch abgeschaut. Apropos Nachbartisch: Hier fühlten wir uns zum ersten Mal seit langem Fehl am Platze, denn nebenan saßen zu Beginn nur sehr schick gekleidete Menschen mit (wobei wir ihnen vermutlich Unrecht tun) der Nase hoch gen Himmel gereckt. Zumindest hörten sich die Gesprächsthemen so danach an, denn es ging um den nächsten Urlaub mit dem Privatjet und „Finca hier und Sommerhaus dort“ und so weiter.

Zwei andere Tisch wurden dann aber von Leuten unseren Alters und mit unserer Kleidung (Hemd, Jeans, gute Schuhe bei Jens, schickes Kleid bei Meike) besetzt und so fühlten wir uns nicht mehr so sehr wie ein Fremdkörper.

Der Service, müssen wir leider sagen, war zu Beginn auch etwas kühl und distanziert. Das lag aber auch daran, so haben wir später erfahren, dass 1 geplanter und 1 ungeplanter Ausfall bei der Belegschaft zu einem echten Engpass geführt haben, der eben in einer sehr engen Taktung beim Service führte. Und weswegen dann auch weniger Zeit für Gespräche blieb. Als es was ruhiger wurde, wurde auch das merkbar besser.

Was von Anfang an aber gut war: Das Essen! Beginnend mit dem Tatar vom Simmenthaler Ring mit Eigelb-Creme, Parmesancrumbles und Schinkensaft.

Genau unser Geschmackt, nicht umsonst ist eines unser liebsten Gänge zu Hause, wenn wir was aufwendiger kochen, das Gericht „Parmesan und Ring“ von Toru Nakamura. Was dann übrigens so aussieht …

So ging es sehr gut los, denn das Tartar war vorzüglich.

Weiter mit Languste und Schweinebauch auf einem sehr asiatischen Boden aus Pomelosalat, Erdnuss, Jalapeno, Kokosschaum und Reisflakes.

Sehr asiatisch und etwas wild gemischt, aber in Kombination sehr, sehr stimmig. Die gepuffte Schwarte passte hervorragend zur Languste und mit Erdnuss, Chilies und Kokos liegt man ja nie falsch. Toll!

Von der asiatischen Welt ging es dann hart zurück nach Deutschland: Grünkohl und Räucheraal!

„A proven winner“ wie der Engländer sagt – dazu gab es aber auch wieder asiatische Akzente mit einem Dashi darunter. Ansonsten aber Knusperdinkel, Forellenkaviar, Zwiebeln, Radieschen – einfach lecker. Und ein gutes Beispiel, wie man mit Grünkohl auch außerhalb der Kombination mit Pinkel was anfangen kann.

Danach aber zurück nach Asien mit den Enten-Gyozas! Dazu Selleriepüree und Trüffel. Letzterer macht ja selten Sinn, zumindes für uns. Und hier empfanden wir es auch so, als wäre das ein „Trüffel muss drauf, weil wir haben ja einen Stern“-Ding, denn die Gyoza waren schon alleine erdig-umami-lastig genug.

Ach so, falls man es nicht sehen kann: Die Jus war hervorragend!

Aber bislang war das mit dem Trüffel das einzige, was uns nicht vollkommen zugesagt hat – Jammern auf höchstem Niveau also.

Weiter im Menü mit dem Winterkabeljau, also dem Skrei. Hier mit Kalbskopf, Kopfsalat, Schnitllauchöl und einer schön gebundenen Sauce Hollandaise.

Gerade das mit dem Kopfsalat passte super. Wir fragen uns eh oft, warum man Salat so selten sieht, denn richtig verarbeitet kann es gerade von den Texturen her eine schöne Ergänzung zu einem Gericht sein. Genauso wie hier, denn mit dem super gebratenen Kabeljau und der Hollandaise war das wieder ein wunderschön zusammengestellter Gang.

Danach trennten sich die Wege, denn beim Hauptgang bekamen wir einen „Special Gang“ angeboten. Der das namensgebende Tier als Inhalt hatte und da konnte Jens halt auch nicht Nein sagen.

Also bekam er eine wunderbar kross gebratene Entenbrust mit asiatischen Beilagen wir Morcheln, Baby-Brokkoli aber auch Rosenkohl.

Etwas wild, aber wenn sie hier nicht wissen, wie man eine Ente zubereitet und mit was man sie zu einem Gericht verbindet – wo denn dann? Wunderbares Gericht und endlich mal eine gut zubereitete Haut, was ja leider auch selten ist.

Auch bei Meike wieder sehr viel Asien auf dem Teller, rund um ein super zubereitetes Stück Short Rib angerichtet: Pak Choi, Boa Bun, Sojabohnen und Koriander.

Beide Hauptgänge waren über Par für ein Sterne-Restaurant, denn wir haben ja oft das Gefühl, dass gerade da zu viel versucht und zu wenig auf den Teller gebracht wird. Und manchmal will man einfach ein Stück Fleisch mit Sauce und Beilagen haben. Hier: Mission erfüllt!

Zeit für den Nachtisch und auch hier bleiben wir in Asien mit dem Sticky Reis, Mango, Kokosnusseis und Avocado.

Frisch, kräftig und viel zu schnell weg. Ein guter Abschluss für ein denkwürdiges Essen.

Wobei … ein letzten Abschluss gab es noch beim Kaffee.

Wirklich ein schönes Essen und trotz der Tradition des Hotels und des Restaurants selber eine sehr modern beeinflusste Küche, die hier und da aber höchst traditionell kocht. Eine spannende Kombination und eine schöne Abwechslung von den anderen, auch guten, Restaurants mit „brutal Regional“ oder „nordic cuisine“ oder „Land x – Land y – Fusion“ Ansätzen.

Sehr zufrieden über unser kleines Auswärtsspiel ging es, beobachtet von ein paar Vögeln im Baum vor dem Ausgang aus dem Restaurant, zurück zu unserem Hotel.

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