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Der Eqip Gletscher – ein verdammt großer Haufen Eis

Unser Aufwachen hier hat schon ein sehr cooles Ritual: Rausgehen und schauen, wo die Eisberge von gestern hin sind …

Aber das dauerte nicht lange, denn auch heute stand wieder eine Tour auf dem Programm und so wurden wir wieder nach einem reichhaltigen Frühstück vom Hotel zum Dock gefahren, wo allerdings im Gegensatz zu gestern ein etwas größeres Boot auf uns wartete.

Da noch auf eine andere Gruppe gewartet werden musste, konnten wir uns unter Deck gemütlich einrichten und dann den Hafen etwas anschauen.

In die Richtung geht es dann nachher raus, vorher aber bekamen wir zu hören, dass die verspätete Gruppe aufgrund der Eisberge so spät kommt, denn ihr Boot musste ein paar Umwege fahren. Auch ein Verspätungsgrund, den man so eher selten hört.

Die Fischer im Hafen gingen derweil ihrer Arbeit nach. Und dies mit einer gewissen Gelassenheit, denn viele Boote drehten auf einmal um, weil man jemanden gesehen hatte und noch einen kurzen Schwatz halten musste.

Ab und an kamen auch Flugzeuge im Anflug auf Ilulissat vorbei.

Für Unterhaltung war also gesorgt.

Sogar die dänische Marinefliegerei zeigte sich heute mal.

Dann ging es aber auch los, denn die dänische Damengruppe kam auch auf unserem Boot an. Damit konnten wir uns auf zu unserem heutigen Ziel machen: Dem etwa 80 Kilometer nördlich gelegenen Eqip Sermia, auf Deutsch auch Eqi Gletscher genannt.

Unsere Guides machten auch heute einen guten Job und erklärten immer wieder wohin es gehen würde, was wir sehen werden und was auf dem Weg noch so passiert.

Der Grund, warum man Touren zu genau diesem Gletscher anbietet ist, dass man einerseits dort recht gefahrlos nahe heranfahren kann. Und andererseits gibt es neben dem Gletscher eine kleine Lodge, in der man übernachten kann. Was die meisten der Gäste auf dem Boot auch machen wollten.

Genauer gesagt alle bis auf uns und die beiden Deutschen von der Walbeobachtungstour gestern, die ebenfalls auf dem Boot waren. Die Menge der Besucher Grönlands ist eben noch überschaubar und so sollten wir diverse Gruppen und Personen immer mal wieder sehen. Was auch zu einer gewissen Vertrautheit führte, weil man sich dann austauschen konnte, was die jeweils anderen so in der Zwischenzeit gemacht und erlebt haben.

Meike stellte sich auf Deck, um die Eisberge zu beobachten, durch die sich das Schiff seinen Weg bahnte. Jens machte sich dagegen unter Deck mit einem Kaffee gemütlich und las ein Buch über die beste Band der Welt.

Naja, aber irgendwann war der Blick nach Draußen zu verlockend und auch Jens kam aus dem Bauch des Schiffes heraus.

Der Weg führte jetzt durch ein Fjord, wodurch sich das Bild etwas änderte und neben den Eisbergen auch ein paar schöne Bergzüge zu sehen waren.

Ein „kleiner“ Wasserfall entlang der Davis-Straße kam dann auch ins Bild und wurde entsprechend festgehalten.

Der Kapitän legte hier auch quasi ein Fotohalt ein, damit auch jeder die Gelegenheit zu einem Bild hatte. Das nutzten wir natürlich auch aus.

Ansonsten stand man im Wind und staunte über die Landschaft. Was langweiliger klingt als es war, denn man kam aus dem Staunen nicht mehr raus.

Und dann kam unser Ziel ins Bild: Der Eqip Gletscher.

Der Gletscher ist der aktivste in ganz Grönland, allerdings nicht ganz so groß wie beispielsweise der Sermeq Kujalleq, welcher den Ilulissat Eisfjord mit Eisbergen befüllt.

Dafür kann man, wie gesagt, sehr nahe an ihn heranfahren und läuft, da eher kleinere Eisschollen hier kalben, weniger Gefahr einer Flugwelle ausgesetzt zu werden. In der Nachbarbucht gibt es noch einen weiteren Gletscher, wo wiederum größere Eisberge kalben.

Etwas Abwechslung brachte dann noch ein französisches Segelschiff, was sich ebenfalls auf den Weg gemacht hatte. Allerdings nur am Rand und nicht zu nahe an den Gletscher heran.

Denn die Eismassen nahmen schnell zu und man hörte die Motoren unseres Schiffes schon richtig arbeiten, um voran zu kommen.

Und dann standen wir auf einmal vor dem Gletscher. Naja, es sah zumindest so aus, denn in Wirklichkeit waren wir noch gut einen Kilometer vom Gletscher entfernt. In der trockenen Luft, so lernten wir, kann man weiter schauen und daher ohne einige Gewohnheit Entfernungen und Größen nicht so gut einschätzen.

Stimmt, wir hatten das Gefühl das Ufer bzw. den Gletscher quasi anfassen zu können. War aber alles sehr weit weg.

Dann wurden die Motoren ausgestellt und wir hörten nur noch das Krachen des Gletschers. Das Inlandeis wird aus zusammengepresstem Schnee gebildet und dabei werden auch Luftblasen eingeschlossen. Diese Luft wird dann beim Kalben wieder freigegeben und führt zu den explosionsartigen Geräuschen.

Für uns hieß es dann „Mahlzeit“, mit im Preis eingeschlossen war ein Mittagessen, stilecht in Brotdosen serviert. Also machten wir es uns wieder unter Deck bequem und aßen das wirklich leckere Essen und starrten aus dem Fenster.

Dann aber wieder raus, was auch alle anderen nach dem Mittagessen gemacht haben.

So standen wir alle an der Reling und lauschten den Geräuschen des Gletschers. Sobald von irgendwo ein lauteres Knacken zu hören war, richteten alle ihre Kameras in die Richtung, um einen eventuell entstehenden Eisberg festzuhalten.

Um 14 Uhr gab es dann noch eine kleine Info zum Gletscher, der etwa 3,4 Kilometer breit ist und durch den Klimawandel links und rechts auf dem Land aufliegt. Im Schnitt ist die Abbruchkante übrigens 180 bis 200 Meter hoch – so viel zu „Wir stehen direkt davor“ …

Jens hatte sich einen Premium-Platz ganz vorne gesucht und wartete ebenfalls auf den Moment eines entstehenden Eisberges.

Aber bis auf ein paar kleinere, wobei die Entfernung uns auch hier einen Streich gespielt haben könnte, Abgänge gab es nichts.

Aber auch die waren spektakulär, denn die Differenz von Schall zu Blick war auf die Entfernung merkbar.

Das Segelboot war inzwischen auch da, wenn auch eher am Rand, wo das Eis nicht so dick ist.

Nach einer guten Stunde ging es dann einmal quer zum Gletscher ab. Der Blick von ganz vorne war dabei echt beeindruckend während sich das Schiff mit voller Motorkraft seinen Weg durch die Eisschollen brach.

Irgendwann war der Weg dann freier und wir konnten wieder Fahrt aufnehmen.

Als nächstes wurden die Gäste abgesetzt, die die Nacht in der Eqi Lodge verbringen würden.

Und natürlich nahmen wir die Gäste auf, die die vergangene Nacht dort verbracht hatten.

Das Aus- und Einsteigen war dabei eine recht wackelige Angelegenheit, bei der Koffer wohl eher hinderlich gewesen wären. Alle Gäste hatten Rucksäcke, denn der Weg war steil und Treppen gab es erst nach einem Stück.

Wir waren froh, dass wir keine Übernachtung gebucht hatten, denn von den vielen deutschen Gästen, die mit uns dann die Rückfahrt antraten, hörten wir, dass es unglaublich viele Mücken gegeben haben soll. Und wir haben schon so genügend Stiche am Körper.

Als alles eingeladen war noch ein letzter Blick auf den Gletscher und ab zurück nach Ilulissat.

Einen kleine Snack gab es dann auch noch.

Und auch die Rückfahrt wurde wieder dafür genutzt auf Deck die Landschaft zu genießen.

Die Gäste aus der Lodge waren auch überraschend inaktiv, viel Schlaf scheint man nicht bekommen zu haben. Gut für uns, denn so hatten wir genügend Platz auf dem Deck.

Und irgendwann, schneller als erwartet, kam dann die Hafeneinfahrt von Ilulissat in Sicht.

Anlegen und aussteigen – nicht ohne von einer österreichischen Gruppe „gefotobombd“ zu werden. Schreibt man das so? Keine Ahnung …

Und auf einmal waren alle weg. Bis auf Meike und Jens und ihre Rucksäcke. Was Meike und Jens traurig machte …

Irgendwie hatten sich die Angestellten verzählt und wir mussten warten, bis die erste Fuhre an Gästen zu ihren Hotels gefahren wurde. War aber nicht so schlimm, wie es sich anhörte, denn die paar Hotels des Ortes sind schnell abgefahren und außerdem gab es immer noch genug zu sehen.

Nach etwa 10 Minuten kam dann der kleine Bus zurück und es gab eine private Fahrt direkt zum Hotel inklusive ein paar netten Worten mit den mitfahrenden Guides.

Im Hotel dann: Raus aus den Outdoor-Klamotten, kurz ausgeruht und dann das erlebte bei einem Glas Wein verarbeiten.

Dänischer Wein übrigens, der überraschend gut schmeckte. Aber wenn man ehrlich ist, brauchte so ein Tag ein Getränk mit Eis. Gletschereis, versteht sich …

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