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Zurück in die Dunkelheit

Ilulissat Airport, Terminal A … nein Spaß. Der Flughafen, obwohl er knappe 80.000 Passagiere im Jahr abfertigt, ist sehr klein und wird ja auch deswegen gerade erweitert. Als wir am Flughafen ankamen waren schon fast alle Tische belegt und so checkten wir unsere Koffer ein und suchten uns einen Stehtisch, um nicht im Wege herumzustehen.

Jens sah dann, dass in den nächsten Minuten ein paar Flugzeuge landen sollten und wollte dies mit der Kamera festhalten. Was einerseits nicht klappte, da die Maschinen alle aus der anderen Richtung anflogen und andererseits mit ein paar letzten Mückenstichen belohnt wurde, da die Viecher alle vor dem Flughafen warteten, um noch ihr Abschiedsgeschenk zu überreichen. Oder das Willkommensgeschenk für die neu angereisten Touristen, die aus Kangerlussuaq oder Nuuk ankamen.

Also wieder rein in den Flughafen nach einem letzten Blick auf das Eis.

Innerhalb von 30 Minuten starten hier 3 Maschinen nach Nuuk, eine direkt und zwei via Kangerlussuaq. Für den ersten wurde sich dann auch bald angestellt und dann zum Flugzeug spaziert.

Neben 3 Schaltern von Air Greenland gibt es hier übrigens auch einen Schalter von Icelandair, die als erste fremde Airline im Sommer eine Route nach Keflavik anbietet. Wir haben ja ganz am Anfang sogar einmal eine Maschine beim Landeanflug gesehen, sie fliegen also wirklich.

Boarding: Immer lustig, weil so einfach und simpel gehalten. Alle stellen sich an, die Bordkarten werden gescannt und man geht zum Flugzeug.

Und im Falle von Jens: Man macht viele Fotos von allem, was da so herumsteht.

Unsere Maschinen heute: Suloraq, eine Dash-8-Q200 mit der Registrierung OY-GRG. Im Gegensatz zum Hinflug eine schon 26 Jahre alte Maschine.

Was man ihr auch ansah. Wobei das mit der letzten Reihe natürlich schon was hatte …

Wir saßen zwei Reihen weiter vorne und waren dann etwas genervt, weil alles hinter uns von einer grönländischen Familie mit drei kleinen Kindern belegt wurde, wo wir im Flughafen beobachtet hatten, dass die Kinder ohne Pause mit Süßkram und Zuckergetränken abgefüllt wurde.

Das würde ja ein Spaß werden.

Boarding ging wie immer sehr schnell und schon rollten wir ab zur Startbahn.

Abflug nach Norden und in einer kleinen Kurve ging es an der großen Baustelle der neuen Landebahn und dem neuen Flughafen vorbei in Richtung Kangerlussuaq.

Mach es gut Ilulissat Icefjord! Hoffen wir, dass der laufende Klimawandel nicht zu Deiner völligen Zerstörung führt und wir Dich vielleicht mal wiedersehen können.

Der Flug selber war dann, auch wegen einer dicken Wolkendecke, sehr unereignisreich.

Und so landeten wir nach knappen 40 Minuten auf der langen Landebahn in Kangerlussuaq. Wo wir, irgendwie haben wir ja Glück bei sowas, wieder mit einem Bus gefahren worden.

Unser Anschluss hier betrug 30 Minuten und wir hatten einen etwas verspäteten Abflug gehabt. Also war das Boarding für den Weiterflug schon im Gange, was wir auch gut sehen konnten. Eigentlich hätten wir direkt zur Tür gehen können, aber da dies ein internationaler Flug ist, war leider noch eine Sicherheitskontrolle nötig.

Die Schlage bei derselben sah zwar nicht besonders lange aus, aber vor uns waren zwei Familien und eine amerikanische Reisegruppe.

Und das versprach … Nicht endende Freude! Gerade für Jens, der sich rechts angestellt hatte. Meike stand an der linken Schlage und war relativ schnell durch.

Auf Jens Seite schlug zuerst eine Dame aus der amerikanischen Gruppe zu: Sie hatte irgendwas im Handgepäck, was nicht erlaubt war und was noch eingecheckt werden musste. Natürlich während ihr Gepäck noch auf dem Band war, was dann deswegen natürlich nicht weiterlief.

Die erste Familie hatte gefühlte 12 Gepäckschalen belegt, in denen in jedem einzelnen Rucksack und jeder Tasche eine Flüssigkeit war und aus- sowie umgepackt werden musste. Auch das bedeutete, dass es nicht weiter ging.

Die zweite Familie hatte zwei Kinder, die nicht still stehen konnten und andauernd hin- und herrannten, was die eigentlich recht geduldigen Sicherheitsbeamten wiederum sehr uncool fanden.

Jens hatte inzwischen seinen Rucksack und seinen Laptop auf das Band gelegt, weswegen er auch nicht mehr zur mittlerweile fast komplett leeren zweiten Schlange wechseln konnte. Zu allem Überfluss mussten auch andauernd weibliche Passagiere abgetastet werden und die einzige weibliche Angestellte an der Security war leider auch die, die den Röntgenapparat auf Jens Seite bediente. Was wiederum bei jedem Abtastvorgang eine Pause auf dem Band bedeutete.

Alles in allem brauchten wir fast 30 Minuten, also Jens. Meike stand in der Zwischenzeit schon hinter der Security und wartete.

Eigentlich wollte Jens noch in den Duty Free Shop gehen, war dann aber so genervt, dass wir einfach durch den angemessenen Regen zur Boeing 737-800 gingen und einfach nur noch los wollten.

Beim Hinflug hatten wir ja noch das Glück mit dem neuen A330 von Air Greenland zu fliegen, beim Rückflug hatten wir bei der Buchung nicht darauf geachtet und waren auf den zweiten internationalen Flug des Tages gebucht worden. Dieser wird zwar auch von Air Greenland durchgeführt, allerdings mit einer von Jettime aus Belgien geleasten B737. Und diese Dinger sind …

… eng. Nicht umsonst wird dieser Typ auch beispielsweise von Ryanair eingesetzt. Und genau so eingepfercht fühlte man sich in dieser Maschine auch.

Jens hatte jetzt schon keinen Bock mehr auf die 4 1/2 Stunden Flugzeit. So eine Strecke mit so einem Sitz ist wirklich nichts angenehmes.

Aber erst einmal sagten wir Grönland Lebewohl.

Ausrichten auf der Rollbahn, Vollgas und ab dafür.

Und dann begannen sehr unentspannte 4 Stunden, denn der Herr vor Jens konnte nicht ruhig sitzen. Was leider bedeutete, dass er mit dem Stuhl andauernd nach vorne und hinten ruckelte, was Jens zwei schöne blaue Flecken an den Knien bescherte. Dazu war der Seitenabstand so eng, dass wir uns quasi nicht bewegen konnten, ohne den jeweiligen anderen ebenfalls zu einer Bewegung zu zwingen. Immerhin mussten wir uns nicht um die Armlehne streiten, denn die hatten wir aus platztechnischen Gründen ohnehin direkt hoch geklappt.

Immerhin der Pilot hatte seine Spaß und machte hier und da eine Durchsage, wenn etwas spannendes zu sehen war. Unser Sitzplatz direkt über dem Flügel war für Fotos leider so ziemlich der ungeeignetste, aber beim rausschauen sahen die Berge an der Ostküste Grönlands schon schön aus.

Der Getränkeservice trat dann so etwa eine Stunde nach Abflug in Aktion, sehr, sehr spät. Angesichts des anstrengenden Tages und weil auch irgendwie nicht die Stimmung so war, wurde es ein überraschend leckeres alkoholfreie Pils.

Aus dem Fenster sahen wir dann die Nordküste Islands.

Und so etwa in der Mitte des Fluges gab es dann auch was zu Essen.

Warum das so lange gedauert hat? Keine Ahnung, aber es kann sein, dass der ständig volle Gang mit ein Grund dafür war. Wir haben selten einen Flug gehabt bei dem so viele Menschen aufstanden, zur Toilette gingen, im Gang standen oder sonstwie unterwegs waren.

Highlight war ein kleiner Junge, der halb nackt durch den Gang rannte, was wohl alle lustig fanden. Bis auf die Stewardess, denn das Anschnallzeichen war an, weil Turbulenzen angekündigt waren. Im Ernst: Ein Luftloch und das Kind ist mindestens schwer verletzt, wenn nicht schlimmeres.

Werden wir nie verstehen, warum erwachsene Menschen so schlecht still sitzen können. Und woher sollen es dann die Kinder auch lernen …

Meike schaute einen Film und Jens hörte einen Podcast – beide versuchten wir uns vom Chaos in der Kabine nicht allzu sehr ablenken zu lassen.

Und dann … wurde es dunkel!

Ein unglaublich merkwürdiges Gefühl – voll komisch, weil wir das eben seit vielen Tagen nicht mehr erlebt hatten.

In der Kabine war aber weiterhin Chaos, es wurden Koffer und Rucksäcke umgepackt und auch ansonsten fühlte sich die Kabine sehr unentspannt und hektisch an.

Die Krone wurde dem Ganzen dann bei der Landung in Kopenhagen aufgesetzt: Es wurde applaudiert! Ernsthaft! Das haben wir seit den ersten Charterflügen in den Süden nicht mehr erlebt. Passte aber zum Ryanair-Billgfluggesellschaft-Urlaubsflieger-Charakter, den dieser Flug hatte.

Wobei die Stewardessen einen guten Job gemacht haben, angesichts des eigentlichen nie freien Gangs und den vielen Chaos-Gästen.

Aber jetzt waren wir ja da, es wurde applaudiert und wir rollten mit 20 Minuten Verspätung zum Gate. Durch die Nacht. Wir können gar nicht oft genug betonen, was für einen merkwürdigen Eindruck das mit der Dunkelheit auf uns gemacht hat.

Am Flughafen dann zwei weitere Eindrücke: Erstens war sehr viel los, einige Flieger starteten verspätet und das kam überraschend. Als wir nach Island geflogen waren, war unser Flug um 22 Uhr damals einer der letzten des Tages.

Zweites: Meine Güte war das warm! Wir hatten uns ja in Grönland an die dortigen, frischen Temperaturen gewöhnt. Hier hatte es dann auf einmal 24 Grad und es war schwül.

Ach ja, das Gepäck brauchen wir ja auch noch. Hier hatten wir ob der kurzen Umsteigezeit in Kangerlussuaq ein bisschen Sorge, ob unsere Koffer auch ihren Weg in die Boeing geschafft hatten.

Hatten sie, aber vorher mussten wir ein letztes Mal die aufgedrehten Mitreisenden aushalten. Warum man sich bei den Gepäckbändern immer direkt an das Band stellen und so allen anderen die Chance nehmen muss an ihre Koffer zu kommen, wird uns für immer ein Rätsel bleiben.

Die aufgedrehten Kindern und die nicht minder hektischen Eltern halfen da auch nicht wirklich. Und die amerikanischen Reisenden waren dann der Grund für uns, an das entfernteste Ende des Bandes zu gehen und dort einfach nur zu warten.

Unsere Koffer kamen dann auch und Jens lies es sich nehmen, genau bei den beiden penetrantesten „Am Band Steherinnen“ mit einem „Sorry, these are ours!“ an das Band zu gehen. Nicht, dass es bei den beiden irgendeine Art von Lerneffekt haben könnte.

Da es morgen am frühen Nachmittag weiter gehen sollte, hatten wir uns ein Hotel in Flughafennähe ausgesucht. Dieses war zwar nahe zum Flughafen aber nicht fußläufig erreichbar, also kauften wir uns ein Ticket für die Metro und mussten mit dieser noch 2 Stationen fahre.

Durch die Dunkelheit! Wie krass!

Die Taktung war jetzt nicht die beste und irgendwo gab es auch eine Streckensperrung aber für uns war das alles egal: Durch die recht schwüle Nacht ging es zur Femøren Station, an der gleich daneben das Park Inn liegt, wo wir ein erstaunlich teures Zimmer für eine Nacht gebucht hatten.

Daneben die Kopie der grönländischen Supermarktkette Akiki. Nur mit einem Hund anstelle eines Eisbären … 😉

Damit war aber auch gut, denn im Hotel checkten wir ein, tranken noch eine Cola bzw. ein merkwürdiges Zitronenwasser, schauten was Fernsehen und schliefen dann bald ein. Wieder zurück in der Großstadt. Und der Dunkelheit!

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