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Rauf auf den Fløyen und ein kleiner Spaziergang durch Bergen

Nun also der letzte Tag unseres Urlaubs. Der, zum ersten Mal während unseres Trips, mit einem Hotelfrühstück begann. Im Radisson Bergen hatte überraschenderweise die stornierbare Übernachtung immer ein Frühstück inkludiert. Also machten wir das beste daraus und aßen etwas davon.

Irgendwie ist uns aber das normale Hotelfrühstück immer seltener das Geld wert und wir suchen uns lieber was in den Städten selber. Aber jetzt hatten wir was im Magen und konnten relativ früh die Stadt Bergen mal im Hellen erkunden.

Erster Halt, da unser Hotel eben direkt daneben liegt, waren dann logischerweise die ehemaligen Handelskontoren der Hanse in Bergen, Bryggen genannt.

Nachdem die im 11. Jahrhundert gegründete Stadt Bergen immer wichtiger für den Handel mit Fisch wurde errichtete die Hanse im Jahre 1343 eine erste Niederlassung, um auch dort Handel treiben zu können. Im laufe der Jahre wurden über 20 nebeneinanderliegende Höfe gebaut, die schnell zu einem Wohn- und Handelsviertel wuchsen. Zur Blütezeit machten die deutschen Kaufleute, die sogenannten „Bergenfahrer“ sowie die mit der Hanse verbundenen Menschen knapp ein Viertel der Stadtbevölkerung Bergens aus. Um Brände in dem eng gebauten Viertel zu vermeiden, waren alle Gebäude unbeheizt, es gab nur einzelne geheizte Räume am hinteren Ende der Häuser.

Beim großen Brand im Jahr 1702 wurden fast alle Gebäude, die größtenteils aus Holz gebaut waren, vernichtet. Es folgte jedoch ein Wiederaufbau im alten Stil. 1901 wurde dann ein Teil der südlichen Häuserzeile abgerissen und in Ziegelbauweise, aber mit den Giebeln im alten Stil neu errichtet. Seit dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Folge alles Deutsche in Norwegen recht unbeliebt war, wird die Deutsche Brücke im Allgemeinen nur noch Bryggen genannt und wurde jahrelang vernachlässigt, aber in den 70er Jahren Stück für Stück wieder aufgebaut.

Seit 1979 steht das Hanseviertel Bryggen mit seinen etwa 60 Gebäuden auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO und gilt als bedeutendste historische Sehenswürdigkeit Bergens.

Geht man langsam in Richtung Stadtzentrum, sieht man immer mehr wunderschöne Häuser – Bergen begann uns irgendwie direkt begeistert.

Gestern der Starbucks, heute das Restaurant zum goldenen „M“ – sieht schon schön aus.

Im Vorfeld haben wir uns damit beschäftigt, wo wir hingehen wollen und angesichts des schönen Wetters haben wir uns gegen ein Museum entschieden und für einen Ausflug an der frischen Luft entschieden. Und unser Ziel war einer der sieben Hügel rund um Bergen: Der Fløyen.

Der Name stammt von dem noch heute auf dem Bergrücken existierenden Windflügel, der den aus dem geschützten Hafen auslaufenden Schiffen die Windrichtung anzeigen sollte. Was auch bedeutet: Von da kann man gut herum schauen, was den Berg zu einem beliebten Ausflugsziel sowohl bei Touristen wie bei Einheimischen macht. Gerade die vielen Wander- und Laufrouten sind sehr beliebt.

Auf den Berg kann man dementsprechend wandern oder mit der Fløibane, einer 850 Meter langen elektrischen Standseilbahn, fahren. Und das wollten wir machen.

Der Tunnel zeigte, welche Mengen hier normalerweise transportiert werden können. 120 Personen können pro Wagen in 8 Minuten zur 302 Meter über dem Meer liegenden Bergstation gebracht werden.

Heute morgen waren wir zu fünft.

Aber so konnten wir uns einen schönen Sitzplatz mit Blick rückwärts zur Fahrtrichtung ergatttern.

Was anfangs noch durch ein, zwei Tunnel recht unspektakulär war.

Aber spätestens bei der Kreuzung mit der talwärts fahrenden Bahn war der Blick dann echt schön.

Und oben … nun, es ist eben nicht ohne Grund einer der touristisch schönsten Orte in Bergen.

Und so früh am morgen, wir waren mit der ersten Bahn des Tages hoch gefahren, war auch angenehm wenig los. Was uns sehr viel Ruhe gab, die wir sehr genossen.

Edvard Grieg, der 1843 in Bergen geboren wurde und 1907 auch hier gestorben ist, wurde auf der Aussichtsseite in Richtung des Stadtzentrums mit Noten aus den von ihm komponierten Peer-Gynt-Suiten verewigt.

In den warmen Monaten gibt es auch ein paar ständige Bewohner des Berges: Die Ziegen!

Ziemlich kämpferische Ziegen, zumindest als wir ankamen.

Die Kaschmir-Ziegen wurden 2020 hier angesiedelt und dienen hier als natürliche Rasenmäher. Sie werden durch einen sogenannten „Nofence“ auf diesem Hügel gehalten, ihr Halsband gibt erst ein Laut, wenn sie sich von ihrem Gebiet entfernen. Gehen sie weiter, vibriert das Halsband und, quasi als letzte Eskalationsstufe, einen kleinen elektrischen Schock. Also dann erst sowas wie ein elektrischer Zaun ihnen verabreichen würde.

Die Ziegen mögen Menschen und stören sich nicht besonders an ihnen, solange sie nicht im Wege sind. Bei was auch immer sie da tun.

Ausblick haben sie auf jeden Fall einen ganz guten, die Ziegen des Fløyen.

Fotogen sind sie auch.

Und einzelne mögen es auch gestreichelt und gekrault zu werden. Wie wir nachher erfahre haben, war dies Pippi und sie war unser Liebling!

Aber wir wollten ja nicht nur Ziegen streicheln (obwohl uns das auch schon genug Spaß gemacht hätte), also sagten wie Adieu und gingen weiter den Fløyen erkunden.

Wander- und Laufstrecken gab es hier genug. Wir entschieden uns aber für eine kleine Runde zu einem nahen See namens Skomakerdiket.

Und der Weg, bei völliger Ruhe und Einsamkeit, war echt eine angenehme Abwechslung.

Die Wegbeschreibungen waren recht amüsant.

Und nach knapp 20 Minuten hatten wir auch schon den See erreicht, der im Sommer gratis Kanus anbietet, die man an der im Hintergrund liegenden Hütte gratis ausleihen kann.

Außer einer kleinen Ente, die zu ihrer Überraschung in die dünne Eisdecke eingebrochen ist, war niemand da.

OK, und wir waren da. Und genossen die Gegend, das Licht und einfach die Ruhe.

Cooler Berg!

Da wir aber gestern noch eine Bootstour um 12 Uhr gebucht hatten, konnten wir nicht so lange hier bleiben, wie wir hätten bleiben wollen. Also machten wir uns auf den Weg zur Bergstation und genossen noch ein wenig den Blick über Bergen und den Hafen.

Selfie-Time!

Und viel war immer noch nicht los!

Wir glauben, dass wir so ziemlich die ersten Touristen waren, die wieder runter gefahren sind. Zumindest eine lange Schlange war nicht zu erkennen.

Und wir setzten uns mit einem Herren und seinem alten Hund, die vermutlich von einem Spaziergang kamen, ans Bergende des Wagens und fuhren wieder runter.

Dann trennten wir uns kurz, denn Meike wollte noch einmal ins Hotel was holen. Jens dagegen suchte verzweifelt den Fischmarkt, welcher seit dem 13. Jahrhundert besteht.

Irgendwie fand er ihn aber nicht oder suchte an der falschen Stelle. Dafür: Noch mehr schöne Häuser!

Ein kleinen Farmers Market gab es allerdings schon und auch der war schön anzusehen, auch wenn er nur aus etwa 15 – 20 Ständen bestand, die meistens Fleisch anboten.

Auf dem Weg zum Anleger sahen wir dann aber die 2012 erbaute Markthalle, wo dann doch Fisch verkauft wurde. Im Nachhinein haben wir gelesen, dass der kleine Markt tatsächlich an der Stelle war, wo früher Walfleisch und andere Produkte der Region verkauft wurden.

In der Markthalle gab es dann aber leckere Fisch zu kaufen – durch das Frühstück hatten wir aber keinen Bedarf.

Sogar sehr lebendige Produkte waren zu sehen. Vor uns brauchten sie sich nicht zu fürchten, denn ohne Kochmöglichkeiten bringt leider die beste Auswahl nix.

Das Wetter war weiterhin kalt aber sonnig.

Am Hafenausgang warteten die Versogungsschiffe für die Bohrplattformen vor der Westküste Norwegens, große Pötte, die sehr beeindruckend aussahen.

Wir waren hier etwas früh dran und drehten noch eine kleine Runde durch die Fußgängerzone und entdeckten die hiesige Variante der Lombard Street in San Francisco.

Und weil es kalt war gab es noch was Kaffee von der guten skandinavischen Kette „Joe & The Juice“.

Und dann ging es auf das Wasser – auf zu den Fjorden!

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