Zum Inhalt springen

Mit dem Auto nach Boston und mit dem Zug nach New York

Relativ früh – zumindest für unsere Urlaubsverhältnisse – klingelte der Wecker. Die Nacht war nicht so gut, denn irgendwie war es laut, warm und dann wieder kalt und irgendwie ungemütlich. Insofern packten wir still und etwas mürrisch unsere Koffer, brachten diese zum Auto und machten uns auf zurück nach Boston.

Das heutige Programm: Mit dem Auto nach Boston, am Flughafen das Auto abgeben und mit dem Bus in die Stadt fahren. Dort dann um 13:05 Uhr den Acela, den einzigen „Hochgeschwindigkeitszug“ der USA, nach New York besteigen und dort dann ankommen. Spät Abends hatten wir noch ein Restaurant reserviert, dazu aber später mehr.

Vorher ging es auf die Interstate nach Boston und dies bei sehr windigen Bedingungen.

In Boston „drohten“ dann wieder ein paar Mautstraßen und daher haben wir das Navi angewiesen, diese zu meiden. Was dann leider aufgrund einiger Baustellen und weiterer Hindernisse dazu führte, dass wir Gegenden von Boston sahen, die man nicht sehen muss. Oder möchte.

Über die Chelsea Street Bridge, so viele Hebebrücken wie in diesem Urlaub haben wir noch nie gesehen, ging es nach East Boston und damit zum Logan Airport.

Dort wurde der BMW nochmal aufgetankt und dann beim äußerst freundlichen Sixt-Personal abgegeben.

Generell waren alle bei Sixt in Boston sehr freundlich, das mit dem Upgrade war ein netter Bonus. Das mit den Mautgebühren hat sich nach ein paar Tagen dann auch so günstig wie erwartet auf unserer Kreditkarte niedergeschlagen Also zumindest günstiger als die Variante mit der „Maut Flatrate“, die auch angeboten wurde. Generell also Daumen hoch die Sixt Boston!

Mit dem Shuttlebus ging es dann von den Rental Cars zum Terminal und von da aus mit der „Silver Line“ direkt zur Boston South Station.

Die Silver Line ist die Bezeichnung für das ehemalige Oberleitungsbus-System in Boston, was inzwischen durch Hybrid-Busse ersetzt wurde. In der Innenstadt werden die Busse elektrisch angetrieben und befahren einen eigenen Tunnel.

In genau so einem endete unsere kurze, 15 Minuten dauernde Fahrt vom Flughafen. Die Frage nach „Wo können wir Tickets kaufen?“ an den Fahrer wurde von selbigem beim Einsteigen kurzerhand mit einem „Step on and have a seat!“ beantwortet, wir sind also gratis gefahren.

Und schon waren wir an der South Station. Boston hat ja wie einige andere Städte auch mehrere Endbahnhöfe und der größte von diesen ist der Südbahnhof von dem sowohl Nahverkehrszüge als auch Fernzüge wie eben der Acela nach New York und Washington DC oder die langen Strecken nach Chicago oder so abfahren.

Wir hatten einen echt großzügigen Puffer geplant und waren dann etwas vom Mangel an Sitzplätzen genervt als wir überlegten, was wir jetzt die Stunde bis zur Abfahrt machen sollen. Als wir dann an der Anzeigetafel entdeckten, dass die Züge nach New York allesamt Verspätungen hatten und einer sogar schon seit 2 1/2 Stunden immer noch nicht abgefahren ist, fanden wir, dass es Zeit sei für ein Verspätungsbierchen.

Und weil wir auch wieder etwas Hunger hatten, gab es eine leckere, frisch zubereitete Quesadilla für Jens …

… und einen Salat mit Hähnchen für Meike.

Und so saßen wir da und warteten, dass etwas auf der Anzeigetafel passiert, die man hier auf dem mittleren Fernseher über ein Kamera im Blick haben konnte.

Die Anzeige änderte sich nur marginal und bei den Fernzügen sah es generell nicht gut aus, weil auch die ankommenden Züge allesamt Verspätungen hatten.

Irgendwann hatten wir aber keine Lust mehr zu sitzen und machten uns auf zu den Gleisen. Obwohl unser Zug noch ohne Gleis auf dem Board stand, wussten wir ja wie der Zug aussieht und sollten ihn schon finden. Boston South ist eine echte Beton-Hölle, Tageslicht oder Farbe oder einfache Sitzgelegenheiten spielte bei der Konstruktion offenbar keine große Rolle.

Unser Acela stand dann auch schon da und in einer Schlange fanden sich schon die ersten Einstiegs-Willigen Passagiere ein.

Die Acela sind Hochgeschwindigkeitszüge der amerikanischen Bahngesellschaft Amtrak, die seit 1999 auf der Strecke Washington, D.C. über New York nach Boston verkehren.

Amtrak führt auf dieser auch als Nordostkorridor bekannten Strecke pro Woche für Reisende ca. 150 Zugfahrten mit Acela-Hochgeschwindigkeitszügen durch. Mit dem Acela dauert die rund 370 Kilometer lange Fahrt von New York nach Washington D.C. nur noch 2:50 Stunden, was für amerikanische Eisenbahnverhältnisse schnell ist. In Eurpoa sind wir da ja nunmal anderes gewohnt. Die Züge sind trotzdem vor allem bei Pendlern beliebt und stellen für die Flugverbindungen auf den von diesem Zug bedienten Zielen eine Konkurrenz dar.

Die von Alstrom gebauten Triebwagen nach französischem TGV Vorbild werden aktuell sukzessive ersetzt, aber auch hier driften Planung und Realität auseinander und so werden die älteren Modell noch eine Weile fahren müssen. Was eben, neben der maroden Infrastruktur, zu Ausfällen und Verspätungen führt, wie wir heute merkten.

Nachdem der Regionalzug am Bahnsteig gegenüber losgefahren war, konnten wir in unseren Zug einsteigen und fanden auch schnell Plätze für unsere beiden Koffer und unsere Sitze für die nächsten 3 1/2 Stunden.

Dachten wir zumindest als wir uns häuslich einrichteten und unsere ganze Elektronik aufbauten.

Denn zuerst kam ein junger Mann und meinte, dass wir auf seinem Platz säßen. Nachdem wir ihm unsere Reservierung zeigten, meinte er dann nur „Komisch, aber ich suche mir einfach einen anderen Platz, kein Problem!“ Uns kam das aber schon seltsam vor, denn es gibt hier eine Reservierungspflicht und auch auf seinem Ticket war der Waggon 6 mit unseren Plätzen angegeben.

Als dann auch der Schaffner unseren QR Code nicht scannen konnte, wussten wir, dass etwas nicht stimmen kann. Auch der Schaffner sagte erst einmal „Ach bleibt sitzen, darum kümmern wir uns später!“. Jens schaute sich aber noch einmal das gekaufte Ticket genau an und entdeckte, dass es für den 7.2. und nicht für den 7.3. gekauft wurde.

Ahhhhhhhhhhh!

Also die ganze Elektronik abbauen und zum Schaffner gehen und unseren Fehler gestehen. Beziehungsweise hoffen, dass unser Schwarzfahren keine großen Konsequenzen hat.

Der Schaffner war aber voll nett und meinte nur „Schau mal, ob Du über die App eine Fahrkarte ab Providence (dem nächsten Halt) kaufen kannst, dann reicht mir das.“. Ging leider nicht, aber für den 30 Minuten später fahrenden Acela waren noch 2 Plätze frei. Allerdings für 450 Euro.

Gut, ist halt so und eine Alternative haben wir nicht. Also ab zur Tür, Koffer einsammeln und aussteigen. Und gute Miene zum teuren Ticket machen …

Der Bahnhof von Providence war jetzt nicht wirklich besser als Boston was den Wohlfühlfaktor angeht.

Und die Bahnhofshalle war auch nicht so schön, obwohl es für die 30 Minuten Wartezeit schon gehen sollte.

Wenn nicht kurz nachdem wir uns dort hingesetzt haben auf der Anzeige was von „Delayed“ und „1 hour“ aufgetaucht wäre. Wenn schon was schief geht, dann aber auch richtig.

Und der Bahnhof liegt in einem Wohngebiet mit so gar nix darum herum. Und im Bahnhof gab es nur einen Kiosk und ein Burger Joint.

Also sitzen, sitzen und nochmal sitzen. Und hoffen, dass die Verspätung nicht noch größer wird.

Wurde sie glücklicherweise nicht und so konnten wir auch irgendwann wieder runter auf den Bahnsteig, wo man nur kurz bevor der Zug einfährt gelassen wird.

Jens machte dann das Beste aus der Sache und fertigte noch ein paar Schnappschüsse vom einfahrenden Acela an.

An einem Tisch hatten wir noch zwei gegenüber liegende Plätze ergattert und konnten so wenigstens miteinander reden. Alle anderen Plätze waren nur noch Einzelplätze, auch dieser Zug war annähernd voll.

So zog draußen die Atlantikküste vorbei und wir lasen, hörten Musik oder sortierten Bilder auf dem Laptop.

Relativ schnell wurde es dann dunkel draußen. Da Meike beim Bahnfahren auch immer schnell müde wurde, saßen wir einfach nur herum und redeten nicht viel.

Und schon waren wir in New York, genauer gesagt in der 2021 neu erbauten Moynihan Train Hall, welche die chronisch überlastete Penn Station entlasten soll. Letztere gilt als „Design-Desaster und logistischer Fehlschlag“, was man auch an den echt sehr, sehr engen Bahnsteigen sehen kann.

Die neue Moynihan Train Hall ist dagegen sehr luftig und sieht sehr neu und modern aus.

Uns war allerdings nicht der Sinn nach viel Ästhetik, sondern wir gönnten und ein Taxi zum Hotel, um mit den Koffern nicht durch das für uns sehr, sehr volle und hektische Manhattan gehen zu müssen.

Eindecken, zum Zimmer gehen und schon packten wir unsere Koffer zum letzten Mal aus, dieses Mal im Sofitel an der 44. Straße in Midtown.

Auf geht es nach 10 Jahre wieder einmal New York zu erkunden!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.