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Wandern mit Eseln oder: Wer führt hier wen?

Nun der erste Tag der Eselwanderung. Diese wurde Jens von Meike vor einigen Jahren schon zum Geburtstag geschenkt, bislang hatten wir es aber nie auf die Reihe bekommen, dieses Geschenk auch einzulösen bzw. in einem Urlaub einzubauen. So gesehen hat die Corona-bedingte Absage diverser Reisen auch ihr Gutes.

Trotz der gestrigen Mahlzeiten: Mit einem guten Frühstück sollte der Tag beginnen.

Kleine, aber feine Auswahl übrigens.

Dann ging es mit dem Auto ins etwa 5 Kilometer entfernte Daxstein zum Eselhof von Susa Winter, bei der Meike diese Tour organisiert hat.

Bei der Ankunft wurden wir von mehreren Hunden begrüßt (die fast schon direkt ins Auto gehüpft sind). Eine kleine Einfahrt hinein …

… hörte man sie dann aber: Die Esel!

Auf dem Hof werden viele Esel gehalten und seit neuestem auch amerikanische Mini-Esel gezüchtet. Mit den Eseln werden Touren durchgeführt, aber auch Therapien für Kranke und Seminare abgehalten.

Jens war relativ schnell nicht mehr zu halten und nahm Kontakt auf.

Beziehungsweise nahm schon einmal Maß, wie viele der jungen Mini-Esel ins Auto passen.

Der Versuch diese kleine Schätzchen mitzunehmen wurde aber von Michaela unterbunden, einer der Angestellten auf dem Hof und diejenige, die uns eine etwa 2 Stünde Einführung in das Thema „Wie gehe ich mit Eseln wandern?“ geben sollte. Neben uns war noch ein weiteres Paar da, die allerdings nur diese Einführung machen würden. War wohl ein Geschenk für die Frau, denn der Mann sah nicht so … begeistert aus.

Für uns war es natürlich schon spannender, denn mit den uns zugeteilten Eseln würden wir 2 Tage verbringen. Also hieß es: Zuhören!

Erste Ansage von Michaela: „Jeder bekommen den passenden Esel!“ Was bei Jens bedeutete, dass Cappuccino ein etwas älterer und leicht übergewichtiger Esel, sein Esel wurde. Cappuccino ist bekannt dafür, dass er relativ gutmütig aber eben auch etwas eigen ist. Und sehr sensibel auf Körpersprache und Lautstärken reagiert.

Erste Demonstration beim zweiten Halt der kleinen „Wir lernen die Esel kennen“-Runde: Er legte sich hin und wälzte sich direkt vor Jens. Der nur durch Zufall richtig reagierte (Leine loslassen, Esel machen lassen).

Die Esel gehen hier immer in festen Paaren, die sich gut kennen und miteinander gut umgehen können. Zu Jens Cappuccino gehörte daher Mocca. Und die wurde Meike zugeteilt.

Mocca wurde uns vorgestellt als „kleine Zicke“, die verfressen ist und andauernd versucht ihre Grenzen auszutesten. Aber eben auch eine ganz Liebe ist, wenn man sie gut führt. Die Aufmerksamkeit sollte bei ihr aber keine Sekunde nachlassen – etwas, was Meike noch oft zu spüren bekommen sollte.

Immer wieder von kleinen Stopps unterbrochen, bekamen wir so einen Crash-Kurs in „Esel“. Und konnten das Gelernte dann auf dem Rückweg zum Hof anwenden.

Michaela ging nämlich einen anderen Weg zurück und ließ uns so alleine. Und darauf haben die Esel nur gewartet – Doof sind sie eben gar nicht.

Esel gelten als sehr klug und haben, im Gegensatz zu Pferden, keinen Fluchtreflex. Durch die Entwicklung der Rassen tendieren Esel dazu mit ihren Kräften hauszuhalten. Ein Esel überlegt sich sehr genau, wofür er seine Energie investiert. Was eben auch bedeutet: Ein Esel, der Essen vor sich hat und sich dabei relativ sicher fühlt, sieht nicht im Geringsten ein, warum er (oder sie) nun weitergehen soll.

Hier waren wir aber noch in der bekannten Gegend rund um den Hof, also fanden Mocca und Cappuccino es noch ganz logisch, hierhin zurückzugehen.

Dann wurde es jedoch Ernst für uns … vier. Michaela gab uns noch ein paar Wege und eine Karte sowie ein paar Tips und Telefonnummern. Dazu den Hinweis, dass es eigentlich nur 2 wirklich schwierigere Situationen geben könnte: Pferde und Hunde.

Esel finden Pferde eher uninteressant. Pferde fühlen sich bei Eseln aber wie unter Aliens und können völlig ausrasten – größere Gruppen von Reitern stellen also ein Problem dar, was man als Eselführer dadurch umgeht, dass man mit den Eseln einfach weg vom Weg geht und die Pferde durchlässt.

Hunde finden Esel wiederum interessant, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Dann nerven sie und ein Esel kann das recht deutlich kundtun. Esel können einen Hund sogar im Extremfall töten, daher ist die Devise für die Begegnung mit Hunden: Laut Bescheid geben, dass man mit Eseln unterwegs ist und darum bitten, dass die Hunde angeleint werden. Wenn nicht: Ggf. Pech für den Hund.

Esel werden übrigens auch als Hütetiere für Schafe eingesetzt, denn Schafe interessieren sie nicht. Und wenn ein Wolf kommt, denkt sich ein Esel „Na komm mal her mein Freund!“ und kann mehrere Wölfe ohne Probleme vermöbeln.

OK, mit diesen Informationen ausgestattet ging es los. Wobei wir schon beim Verlassen des Hofes die ersten Probleme hatten, denn Mocca sah überhaupt nicht ein, den Hof (wo es Essen gibt und sicher ist) zu verlassen. Und der Birnenbaum am Ausgang tat noch sein übriges. 20 Minuten bettelte Meike darum, dass es weiter gehen kann. Ein Vorbote dessen, was noch kommen sollte.

Der Weg ging vom Hof zum nahen Goldsteig, einem Fern-Wanderweg, der durch Zenting führt und dem wir einfach folgen würden.

Und es war schon witzig, wie oft die Esel ausprobierten ihren Willen zu bekommen. Beide sehr unterschiedlich, denn während Cappuccino einfach nur immer wieder mit dem Kopf in Richtung Gras / Blumen / Büsche ging, wartete Mocca immer ab bis Meike nur etwas unaufmerksam war, um dann schnell zum Essen zu gelangen. Und einen Esel vom Essen wegzubekommen … gar nicht so einfach.

Nach ein paar Kilometern dachte jeder von uns: „Na langsam habe ich es raus!“ und wir machten ein paar Fotos.

Lektion für uns: Einen Scheiß haben wir herausgefunden!

Erst recht, wenn Mocca beim Anblick des zu gehenenden Weges quasi erstarrte. „Was? Dahin? Habt ihr sie noch alle?“

Die Abneigung weiter zu gehen wurde noch stärker, wenn man an einer schmackhaften Wiese vorbeikommt.

Wir haben unseren Eseln dann das Konzept von „Der Klügere gibt nach“ erklärt und eine Pause eingelegt.

Man konnte richtig sehen wie sie sich dachten „Hah! Gewonnen! Ihr Nieten!“. Als ausgleichend Gerechtigkeit haben wir ihnen unsere beiden eigenen Esel auf den Rücken gesetzt.

Fand zumindest Cappuccino sehr witzig.

Nachdem wir dann auch Mocca von der Wiese bekommen haben, ging es an einer Straße entlang in Richtung Zenting. Was einfacher ist als es klingt, denn auf der einen Seite sind Vorgärten mit schmackhaften Blumen. Will man diese schützen, geht man auf der anderen Seite, wo eine weitere Wiese ist.

Und Mocca fand immer ihren Weg dahin.

Ja, Meike hat zwischendurch etwas aufgegeben und Mocca ihren Willen gelassen. Witzigerweise ging es dann aber mehr oder weniger ohne längere Zwischenstopps bis zum Kammbräu. So als ob die beiden sich gedacht haben „Naja, das reicht auch für den ersten Tag an Eseleien …“

Hinter dem Biergarten steht eine Scheune und in der ersten Box links sollte der Schafplatz für unsere beiden Esel sein. Was wiederum für uns bedeutete: Erst die Tiere, dann die Menschen.

Leider mussten wir noch auf neue Heuballen warten, was Mokka und Cappuccino nicht so wirklich gut fanden. Wir haben sie dafür noch einmal extra geknuddelt …

Im Biergarten haben wir uns dann hingesetzt und auf das Heu gewartet. Und uns versorgt …

Nach einer Weile hörten wir einen Traktor und sahen dann auch erfreut, dass 2 Heuballen transportiert wurden. Also Bier austrinken und noch einmal zurück in die Scheune. Heu zum Essen und Heu für den Schlafplatz auslegen. Wobei unsere Esel das nicht direkt so verstanden haben und ihr Bett als erstes einmal probierten.

Gut, die beiden werden schon wissen, was sie tun. Kurz noch das Wasser aufgefüllt, 2 Eimer hatte es schon bei der Ankunft gegeben, noch einmal gute Nacht gesagt und dann ging es für uns aufs Zimmer und dann zum Abendessen. Davon dann später mehr.

Ein cooler Tag mit einigen sehr lehrreichen Momenten für uns. Man tendiert ja schon mehr in die Esel und ihr Verhalten reinzuinterpretieren, aber wie wir gelernt haben, imitieren Esel sehr leicht das Verhalten ihrer Menschen. Daher werden sie auch z.B. für Führungskräfte-Seminare eingesetzt, damit Manager mal lernen, dass man mit Gewalt nicht viel erreicht. Esel haben nämlich etwas, was von Michaela „Esel-Handbremse“ genannt wurde. Dann geht nix mehr. Nur durch das Aufbauen von Vertrauen und durch gute Körpersprache des Menschen kann man was erreichen. Wir sind auf jeden Fall gespannt auf den nächsten Tag.

Ach so: Der Weg heute waren etwa 5,5 Kilometer, die Proberunde nicht mitgerechnet, und dafür haben wir etwa 2:10 Stunden benötigt. Gar nicht so schlecht für die ganzen Esel-Pausen … fanden wir zumindest.

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