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Restaurant Umar Fisch Bar Wien

Nach unserer, für unsere Verhältnisse recht frühen, Ankunft in Wien hatten wir uns gleich den ersten Programmpunkt um 12 Uhr Mittags eingeplant. Dieser sollte, da wir ohnehin vermuteten nach dem Nachtzug jetzt keine Heldentaten vollbringen zu können, entspannt sein. Also war „Essen gehen“ genau das richtige dafür.

Nun hat Wien ja nicht wirklich eine kleine Auswahl an guten Restaurants, denn vom Beisl bis zum Gourmetrestaurant ist hier alles vertreten. Etwas aus dieser Menge auszuwählen ist schon recht anspruchsvoll. Glücklicherweise sind wir ja nicht auf den Kopf gefallen und lassen uns aus diversen Quellen inspirieren und eine davon ist ein Food-Gourmet-Blog namens sternefresser.de. Die Autoren dieses Blogs waren vor einiger Zeit in Wien unterwegs und haben dabei, ebenfalls aufgrund einer Empfehlung, unser heutiges Ziel besucht. Und waren sehr angetan – daher wollten wir das auch mal ausprobieren.

Unsere Wege führten uns zum berühmten Naschmarkt, dem größten innerstädtischen Markt an der linken bzw. rechten Wienzeile.

Dort befindet sich gleich am Anfang, wenn man vom Ring kommt, das Geschäft „Umar Fisch„, ein schon recht eingesessenes Fischgeschäft mit angeschlossenem Restaurant. In das wir auch gleich einmal reingestolpert sind und erst nach einer Weile bemerkten, dass wir nicht im „Umar Fischrestaurant“, sondern in der „Umar Fisch Bar“ reserviert haben. Die, oh Wunder der Choreografie, gleich nebenan zu finden ist.

Die Umar Fisch Bar wurde vor etwa einem Jahr eröffnet und sollte eigentlich eine Art „Austern-und-Champagner“-Bar werden. Der eigentlich vorgesehene Koch erkrankte allerdings kurz vor der Eröffnung und so übernahm Stefan Doubek, der zu der Zeit auf Stage in London weilte, den Posten. Ursprünglich nur übergangsweise. Naja, so ist das halt bei Übergangslösungen, als ITler kann man davon ein Liedchen singen.

Die Umar Fisch Bar hat, neben ein paar a la carte Gerichten auch ein Chefs Menu, was mit 250 Euro für 2 Personen jetzt nicht günstig ist. Wenn man allerdings in die Karte schaut und dann merkt, dass man so 19 (!) verschiedene Gerichte bekommt, dann relativiert das den Preis schon extrem.

Unter der kundigen Anleitung von Sommelier David Jelinek wurde auch ein schöner Wein ausgesucht und auf ging es ins Schlemmen!

Bei den ersten beiden Gerichten bekam jeder von uns einen eigenen Teller. Begonnen wurde mit einer sehr kräftigen, weil eingelegten Krystal Auster, zerhackter Hühnerhaut und gelbem Eidotter.

Dazu eine Auster Yakigaki, was bedeutet, dass sie in der Schale auf Holzkohle gegrillt wurde, mit Hoisin Sauce in der Schale serviert.

Sogar für Meike als jetzt nicht gerade Liebhaberin von Austern war das schon ein starker Anfang. Und gerade die japanische Zubereitung bei der zweiten Auster begeisterte uns so sehr, dass wir schon Pläne geschmiedet haben, den kleinen Holzkohlegrill aus der Küche zu klauen.

Ab jetzt kamen auch immer 2 Teller auf den Tisch, aber ab hier hieß es „sharing is caring“ – alles musste geteilt werden. Also den Aufess-Reflex unterdrücken und genießen.

Zuerst ein 5 Tage gereifter Lachs mit Tamarinden-Sauce, Lachsrogen und frittierter Karper.

Und Butterfisch mit sehr mediterranen Aromen (Thymian, Zitrone).

Der Lachs war sehr fein, die Karpern dezent aber die Sauce dagegen etwas zu stark. Beim Butterfisch begann schon der Futterneid zwischen Meike und Jens: Da wollte jeder alles haben. Das war einfach stark und erinnerte an Mittelmeer und Urlaub. Nicht, dass wir nicht im Urlaub waren …

Bei den nächsten 2 Tellern war ein Gericht dabei, was wir schon vorab bei den Sternefressern gesehen hatten und auf das wir uns sehr freuten: Eine Sardine mit Panko, schwarzem Knoblauch, Öl und eingelegten Zwiebeln.

So einfach, so gut! Hammer!

Dazu gab es eine sehr klassische, japanische Kombination: Thunfisch, Sesam, Spinat.

Nun gut, Hourensou No Gomaae machen wir ja selber sehr oft und essen es sehr gerne. Die Sesamsauce war etwas Mayonnaise-lastig und der Thunfisch kam dadurch etwas unter. Aber die Kombination entsprach natürlich genau unseren Vorlieben und fand daher auch großen Anklang.

Danach der „signature dish“, wie David es nannte: Ein Carabinero mit Tamarinde und Fenchel. „Nose to tail geht auch bei Fischen“ rief Stefan noch aus der Küche dazu, denn hier wurde eben alles vom Carabinero verarbeitet. Sogar aus dem Kopi wurde am Tisch die links platzierte Creme passiert und angerichtet.

Die Produktqualität war natürlich sehr, sehr gut. Und, wie man an den Zwischenrufen aus der kleinen Küche und unsere Gespräche mit David und dem jungen Auszubildenden (dessen Namen wir uns leider nicht gemerkt haben, der aber auch sehr aufmerksam und freundlich war) merkt, herrschte eine sehr angenehme Atmosphäre.

Asiatisch ging es weiter mit gereiftem Gelbflossen-Thunfisch (Hamachi), großen Blättern Bärlauch und einem vor Umami nur so strotzenden Knoblauch-XO Dip oben drauf.

Sehr an Korea erinnerten uns die Kalamari mit Siracha und Fingerlime. Mit der Chili-Sauce wurde dabei sehr … koreanisch umgegangen. Gut, so wurden wir gezwungen mehr zu trinken.

Immerhin haben wir vermieden, wie in Korea aus Reflex ein Sochu zu bestellen.

Unser Sitzplatz bot übrigens beste Unterhaltung: Wir konnten die Küche (liegt direkt hinter der Bar) beobachten aber auch rechts alles im Außenbereich mitbekommen. Langweilig wurde es also eher nicht.

Nicht das die Belegschaft irgendeine Langeweile hätte aufkommen lassen, denn ein kleiner Teller jagte den nächsten. Und alle waren es wert unsere volle Aufmerksamkeit zu bekommen.

Eine Jakobsmuschel, Zwiebel und Trüffel mit einer braunen Bitter angerichtet.

Die Zwiebeln passten für uns nicht so richtig dazu, sie waren zu süß und hatten eine komische Note. Aber Jakobsmuschel und braune Butter … geht eigentlich immer.

Wieder was aus der japanischen Küche: Ein in Tempura ausgebackenen Langostino mit Berg-Pfeffer.

Auf den Punkt zubereitet, grandios!

Wie bleiben bei den Krabbeltieren, gehen aber eher in die französische Küche mit einer Garnele, kleinen Champignons und einer Senf-Sauce zum Niederknien.

Jetzt wurde es langsam schon recht angeberisch, denn wie man in dieser kleinen Küche diese Soßen zaubern kann, erschloss sich uns nicht wirklich. Auch beim nächsten Tellern, dem bretonischen Hummer mit einer Topinambur und einer sagenhaften Valoutée, mussten wir uns sehr, sehr zurückhalten nicht mit dem Finger über den Teller zu wischen, um auch den letzten Rest der Sauce zu genießen.

Hat übrigens nicht geklappt mit der Zurückhaltung, dafür waren die Teller quasi schon wieder bereit für die nächste Verwendung.

Jetzt folgten die 2 Specials, die wir uns auch gegönnt haben. Zuerst eine belgische Waffel mit Creme fraiche und einer ordentlichen Portion Kaviar.

Dekadent gut und dabei halt einfach gehalten.

Dann kam Trüffel. Und nur wir wissen, dass darunter noch Soba und Baummorcheln lagen.

Dies war tatsächlich der Gang, der uns am wenigsten begeistert hat. Das mag aber auch daran liegen, dass wir bei Soba immer gleich alles mit einem japanischen Soba-Restaurant vergleichen, was natürlich ein anderes Ambiente und Gefühl hat. Der Dashi war natürlich gut, aber eben gefielen uns die anderen Teller besser. Dieses war hier nur eine 2+ …

Zurück zum Hauptmenu mit dem gereiften Wolfsbarsch, wieder einer grandiosen Beurre Blanc mit Petersilienöl und zwei kleinen Miesmuscheln dabei.

Letztere waren irgendwie zu viel und lenkten vom qualitativ hervorragenden Wolfsbarsch sogar eher ab. Trotzdem war dies auch wieder ein sehr guter Gang und verdienter Abschluss der Fisch-Teller.

Zeit für den Nachtisch, was halt in Österreich Mehlspeisen bedeutet. Mozarella in einem Teig und dazu Limettenblüten und Pistazie.

Sehr spannend, denn Mozarella im Nachtisch kommt eher ungewohnt daher. Aber passte und entsprach wiederum der Art wie hier die Gerichte zubereitet werden: Sehr gute Produkte, viele Sprünge zwischen den verschiedenen Küchen der Welt und hier und da ein bisschen was verrücktes ausprobieren.

Klassisch kam dann ein Topfen, Creme anglais und Amarena Kirschen unten drin.

Da jubilierte unsere kleine Foodie-Seele, denn so muss ein Essen in Österreich eigentlich enden.

OK, die Pralinen waren dann das Zugeständnis an das Gourmet-Essen.

Fazit: Wer in Wien Essen gehen möchte und Fisch „mag“, der sollte aber sowas von hier hingehen. Wir haben sehr, sehr selten so gut Fisch gegessen und noch seltener eine solche Bandbreite an verschiedenen Weltküchen in einem Menu gesehen. Service und Ambiente trafen genau unsere Vorlieben: Locker, hier und da mit einem Spruch zwischen Gast und Service oder im Service untereinander, dabei immer professionell und aufmerksam.

Danke & wir hoffen, dass wir uns das Essen hier beim nächsten Mal immer noch leisten können!

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