Der letzte Urlaubstags sollte noch einmal was länger werden. Unser Flug zurück nach Hause sollte um 20:20 Uhr gehen, also hatten wir noch den gesamten Tag Zeit was zu tun. Wir wollten allerdings unsere innere Uhr schon einmal etwas an die neue Zeitzone gewöhnen und hatten vorsorglich am Vorabend noch ein „Late CheckOut“ angefragt und netterweise genehmigt bekommen.
Also schliefen wir lange aus und begannen den Tag um 5 Uhr morgens. Also deutscher Zeit.
Heute schien wieder die Sonne und die Temperaturen bzw. die Luftfeuchtigkeit war wieder hoch. Daher entschieden wir uns keine langen Strecken zurück zu legen, sondern irgendwas in der Umgebung von Downtown zu unternehmen. Blöde Selfies zu machen beispielsweise.
Oder die leichte „Fischauge“-Funktion der Handy-Kamera auszuprobieren.
Aber im Ernst: Unser Ziel war der Roundhouse Park, wo wir tatsächlich noch nie waren.
Das ist mehrfach überraschend, denn dieser 1929 gebauten Ringlockschuppen liegt direkt neben der Union Station mitten in Downtown und beherbergt das Toronto Railway Museum. Und eine Brauerei, die Steam Whistle Brewing Company.
Mitten in der Stadt bedeutet eben auch, dass die Menschen, die leider am armen Ende der Gesellschaft leben (müssen) auch hier sind. Wobei man dann auch nicht gegen irgendwelche Dinge pieseln muss, finden wir zumindest.
Das von der Toronto Railway Historical Association betriebene Museum hat einige Loks, Waggons und Triebwagen ausgestellt. Modernstes Stück der Ausstellung ist dieser Hawker Sidderley RTC, der bis in die 80er Jahre rund um Toronto seinen Dienst verrichtet hat.
Ein schönes Gelände, aber an einem Montag Mittag doch eher wenig frequentiert.
Unsere Idee war es, dass wir in einem der Biergärten der Brauerei zu Mittag essen und dann zurück zum Hotel gehen und zum Flughafen fahren wollten.
Das Problem: Im einzigen geöffneten Biergarten war nur wenig Platz und außerdem sollte es beginnen zu regnen. Und drinnen im Taproom war kein Platz.
Also Plan B: Immerhin kennen wir hier ein paar Alternativen, die zu Fuß erreichbar sind.
Nämlich das von unserem Aufenthalt 2014 bekannte Amsterdam Brewhouse.
Sah noch genauso aus wie damals.
Ein schöner Platz am Fenster mit Blick auf den Lake Ontario, gute Biere und Klimaanlage – sehr gut!
Auch hier gab es Fish-Tacos wovon wir irgendwie Fans geworden sind.
Meike hatte sich eine „Pizza mit vielen Dingen“ gegönnt …
… und Jens zum Abschlus Fish&Chips.
Beides gut bis sehr gut und ein netter Abschluss für unseren Kanada Urlaub.
Um es nicht ausarten zu lassen (wir kamen nämlich gerade richtig in Stimmung), ging es zur nahen Tram-Haltestellt, um die letzten kanadischen Dollar auf den Chipkarten zu verfahren.
Tja und dann hieß es: Koffer holen, einmal noch auf Klo und ab zum Flughafen. Dieses Mal nicht zum kleinen auf der Insel vor Toronto sondern zum internationalen Toronto Pearson Airport. Dorthin kommt man mit einem Shuttlebus, einem Uber oder mit einem neuen Expresszug: Dem Union Pearson Express.
Dieser hat quasi am Rand der Union Station seinen eigenen Bahnhof mit eigenem Bahnsteig.
Tickets hatten wir online gekauft und konnten uns somit ohne Probleme in eine Schlange stellen. Die, wie sich nachher rausstellte, eher zeremonielle Bedeutung hatte, denn einige Passagiere gingen einfach daran vorbei. Jeder Engländer wäre empört!
Im Schnitt nutzen 10.000 Leute den Zug pro Tag und er verkehrt täglich alle 15 Minuten (ausgenommen ein paar Stunden in der Nacht). Es gibt aber auch einen direkten Bus, nur durch unsere Erlebnisse beim letzten Mal (es gab einen Unfall und eine Vollsperrung) sind wir da nicht mehr so die Fans von.
Also Zug fahren!
Der Zug selber war neu und sauber. Lediglich die Trenn-Dinger, die zwischen den Kopfstützen streckten, waren etwas merkwürdig. Und der niederländische Mann, der seinen Sitznachbarn mit allerlei Blödsinn über Europa und andere Dinge zutextete.
Aber kurze Zeit und nach 2 Halten waren wir auch schon am Flughafen.
Und dort ging es eben wie immer: Einchecken (Diesmal bei Lufthansa, also First Class Check In für uns wegen dem Gold Status bei Star Alliance) mit den üblichen „Ich habe noch 20 Fragen und 5 Koffer“-Leuten vor uns.
Und dann durch die „Nicht so wirklich Fast“-Lane ab zur Ausreise. Bis bald Kanada, wir fanden es wieder wunderbar hier!
Dann in eine übervolle Lounge im internationalen Bereich, wo wir im Grunde aus Langeweile und zum Betten der Biere aus dem Brewhouse ein paar Kleinigkeiten gegessen haben. Und viel Wasser getrunken haben.
Die Lounge von Air Canada war zwar schon schön, aber irgendwie recht voll, was durch einigen „Ich bin wichtig, deswegen lege ich alle meine Sachen auf alle Stühle in meiner Umgebung“-Leuten nicht besser wurde.
Aber gut, Kopfhörer auf und dann geht es schon.
Kurz vor dem angegebenen Boarding ging es dann zum Gate. Nur um dort, wie üblich, zu sehen, dass das Boarding um 45 Minuten verzögert sein würde. Warum man sowas immer erst 5 Minuten NACH der Boarding-Time kommuniziert, werden wir wohl nie verstehen.
Draußen zog eine „Queen of the Sky“ vorbei, eine B747 der Lufthansa.
Hier dagegen wurde es langsam ungemütlich, denn durch das verspätete Boarding kamen wir in den Genuß einiger anderen Nationen, nämlich Italienern (der Flug am Gate nebenan geht nach Rom), Inder (der Flug nach uns am Gate ging nach Indien) und immer mehr Deutschen, die das Konzept einer „Schlage zum Anstehen“ nicht verstanden haben. Genauso wenig wie das mit den „Boarding zones“, also der Schlage, an der man sich anstellen muss. Die Ziffer der Boarding zone steht auf dem Ticket und man steigt in der Reihenfolge 1, dann 2, dann 3 und so weiter ein. Ist für so manchen eine Herausforderung.
Unser A350 wartete währenddessen ruhig auf uns.
Ein paar Gespräche mit einem Football-Spieler vor uns später ging es dann auch schon los. Und wenn nicht andauernd Leute abgewiesen werden müssten, weil sie noch nicht einsteigen dürfen, wäre es auch bestimmt recht schnell gegangen. Naja, auf jeden Fall ging es dann los zurück nach Hause.
[…] Ansonsten merkte man, insofern ist der Vergleich mit Manchester erklärbar, die industrielle Vergangenheit der Stadt. Auch in Bahnhofsnähe gab es alte Gebäude, die heute anderen Zwecken zugeführt wurden. Leider was der Lokschuppen keine Brauerei geworden wie in Toronto. […]