Nach der sehr anders als erwartet verlaufenen Woche mit einer krassen Virus-Infektion bei Jens und auch Erkältungs-Symptomen bei Meike hatten wir schon Sorge, dass der heutige Abend nicht stattfinden kann. Erst Recht, wenn es eine Corona-Infektion sein sollte, bei der ja oft der Geschmackssinn temporär verloren geht.
Glücklicherweise kam es nicht so weit und auch sonst fühlten wir uns fit genug, um angesichts Meikes Geburtstag nach Leith zu fahren.
Dort gibt es nämlich seit 1999 eines unser Lieblingsrestaurants hier in Edinburgh: Martin Wishart. Und da haben wir einen Tisch reserviert.
Martin Wishart hat bei vielen Sterne-Köchen gelernt und sein Restaurant ist quasi das Ergebnis dieser Lernreise. Seit 2001 hat das Restaurant durchgehend einen Michelin-Stern und wir sind jedes Mal aufs neue begeistert hier einzukehren und zu genießen.
Für den Geburtstag dann mehr als angemessen.
Los ging es mit den Grüßen aus der Küche: Rote Beete und Crowdie (ein schottischer Käse, unten links), Rogen vom Kabeljau und Fenchel (oben links), Jersey Royal Kartoffel mit Bohnen (unten rechts) und eine Zucchini-Basilikum Schaum (oben rechts).
Einzig die Kartoffel war etwas uninteressant, der Rest machte einfach Bock auf das Menu. Und genau das soll ja durch ein Amuse-Gueule erreicht werden.
Mit dem Menu ging es dann schön schottisch los, denn das Tartar von der Meerbrasse mit einer Soja-Veloute war echt grandios lecker. Dazu noch gepufften Reis und dann rein in den Mund mit einem ganzen Löffel davon.
Gefolgt wurde das Tartar von einem Raviolo mit Langustine drin. Dazu Spargel und jeweils Tupfen von Tintenfisch und Erbsen.
„Roasted Veal Sweetbread“ – schon alleine der Name verspricht lecker zu sein. Und das war es auch, denn das hervorragende Kalbfleisch wurde von einer wunderbaren Sauce mit Bohnen und Morcheln (gut, die letzten hätte es für Jens nicht gebraucht) begleitet.
Das war wunderbar! Was wir auch der Bedienung sagten und uns damit von den anderen Tischen abgrenzten. Neben uns saßen zwei Deutsche, die die Wertschätzung zu solchem Essen eher dezent zeigten. Am Ende haben wir uns auch kurz mit ihnen unterhalten und sie waren gar nicht so schlimm wie befürchtet – eher deutsch zurückhaltend und in der Stille genießend.
Schlimmer waren zwei Tische voller Amis, die andauernd Sonderwünsche äußerten. Und ein weiterer Tisch von drei hochnäsigen deutschen Damen, denen es anscheinend unter ihrer Würde war an einem Tisch zu sitzen, auf den die Sonne schien. Und auch das mit dem „suchen sie mal in Ruhe aus“ war jetzt nicht ihre Kernkompetenz, denn innerhalb kürzester Zeit wurde sich auf Deutsch darüber unterhalten, dass der Service ja unglaublich sei und man sowas ja noch nie erlebt hätte und in Deutschland gäbe es sowas ja nicht. Ahhhrghh! Das sind so die Momente, in denen wir absichtlich Englisch reden, um nicht in einen Topf mit diesen „Gästen“ geworfen zu werden.
Wir hatten wieder einmal einen guten Draht zur Belegschaft, wurden ab der Mitte des Menus aufgrund unserer Klugscheißerei mit dem Wein nur noch vom Sommelier bedient, der uns quasi jede Traube mit Vornamen vorstellte. Also wir konnten uns über den Service wahrlich nicht beschweren.
Worüber man sich auch nicht beschweren konnte: Der Hauptgang!
Lamm aus Dornoch, was nördlich von Inverness liegt. Genauer gesagt bei Tain, wo wir 2011 sogar schon einmal waren. Dazu crispy Lammbauch, grünen Spargel aus England, Pomme Dauphine und eine leichte Thymian Jus.
Sehr, sehr gut! Leider schnell vorbei, wie so oft. Aber jetzt geht es ja erst richtig los, denn jetzt kommt die Käseplatte mit ausschließlich britischen Käsesorten.
Leider hat ja der Käsewagen aktuell ausgedient, weswegen man den Teller in der Küche vorbereitet bekommt. Aber die Auswahl des Kellners war sehr gut, nicht zuletzt durch den selbst gemachten Honig.
Aus dem Menu dann der Nachtisch mit Erdbeeren aus Perthshire, Vanilla Mascapone und weiße Schokolade. Vermutlich 2.000 Kalorien, aber jede einzelne war es wert.
Danach einen Kaffee, etwas Petis Four und ein Whisky.
Wie immer ein wunderbarer Abend. Wie immer waren wir mit die ersten im Restaurant und so ziemlich die letzten, die das Restaurant verlassen haben. Verabschiedet von 3 Angestellten, denen wir unsere Rückkehr versprechen mussten.
Und, um diesen Abend abzurunden, gab es auch noch etwas, was wir in Köln nun überhaupt nicht mehr kennen: Eine angenehme Taxifahrt! Der Fahrer sehr umsichtig, fuhr total entspannt, machte angenehme Konversation und die 20 Minuten Fahrt einmal um Edinburgh herum kosteten ca. 22 Euro.
Ein wunderschöner Abend!