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Queensferry und die drei Brücken

Samstag in Edinburgh! Unser letzter Tag nach einer Woche, die so überhaupt nicht geplant war. Das Wetter war angenehm, so als ob Schottland bei uns etwas gut machen wollte. Da wir uns einigermaßen fühlten, machten wir uns nach einem Ausschlafen (ohne den Wecker zu stellen! War ein Geburtstagswunsch von Meike!) in die Innenstadt, um mal zu schauen, was so geht.

Gleich mal die relativ leeren Princess Street Gardens mit der Blumen-Uhr ausnutzen.

Leider war die (zum Zeitpunkt dieses Blogposts) 159. beste Attraktion Edinburghs nicht zu sehen: Der Rasenmäher auf dem Mound. Der hat sogar einen Twitter Account, der für den Rasen-affinen Twitter-Nutzer ein Muss ist!

Natürlich folgt Jens ihm.

Das Military Tattoo wirft seinen Schatten voraus und da ein Arbeitskollege hier hinfahren will, mussten wir ihm ja quasi den Arbeitsstand zeigen.

Danach einfach ohne Ziel die Royal Mile hinab spazieren.

Na gut, einen Default-Ziel gab es doch noch …

Danach kam aber (wir waren sehr spät aufgestanden und hatten das Hotelfrühstück verpasst) etwas Hunger auf, also ab in ein Cafe in einer Nebenstraße und ein kleines Frühstückchen erworben.

Dabei haben wir überlegt, was wir heute machen wollen. Und die Idee, die wir dann hatten, war nach South Queensferry zu fahren. Warum? Einerseits weil wir es können, denn unsere ridacard, die wir ja in diesem Urlaub das erste Mal hatten, galt im Gegensatz zu den sonstigen Day-Tickets von Lothian Busses auch für die sogenannten Lothian Country Busse, also Bussen, die in das Umland fahren.

Also ausnutzen und ab dafür, denn in South Queensferry gibt es das ein oder andere zu sehen.

Die Fahrt ganz vorne oben hat immer was für sich, auch wenn das Wetter etwas störte beim Fernblick.

Aber passend zur Ankunft: Sonne!

South Queensferry hat erst einmal einen Bahnhof namens Dalmeny, von dem aus man zu Fuß über einen kleinen Trampelpfad in den Ort gehen kann. Der Bus wäre zwar auch gegangen, aber wir wollten das Wetter ausnutzen.

Uns es ging ordentlich bergab, denn South Queensferry liegt direkt am Firth of Forth.

Ein „Firth“ ist das englisch Wort für „Fjord“ oder „Förde“, also eine durch geologische Ereignisse geschaffene Bucht. Daher also: Ab zum Wasser.

Wofür South Queensferry landesweit und auch international bekannt ist: Die 3 Brücken!

Von rechts nach links sind dies die Eisenbahnbrücke „Fourth Bridge„, 1890 eröffnet und UNESCO Weltkulturerbe. Diese Brücke gilt auch als als Symbol für die bautechnischen Meisterleistungen Schottlands und für Viele ist es sogar ein Wahrzeichen des Landes.

Daneben steht die „Fourth Road Bridge„, eine Hängebrücke, die 1964 für den Straßenverkehr eröffnet wurde. Aufrgund der Belastung wurde 2010 mit dem Bau einer neuen Autobrücke begonnen. Und 2015 musste dann diese Brücke, wir in Deutschland kennen sowas ja, wegen Korrisionsschäden aufgrund besagter Belastung gesperrt werden. Gut, dass man schon am Bau einer Alternative dran war. Anfang 2016 wurde die Brücke dann wieder freigegeben, 2017 wurde dann aber die neue Autobrücke (ganz links im Hintergrund), die Queensferry Crossing, in Betrieb genommen.

Die Autobahn M90 führt über die neue Brücke wohingegen die ältere Brücke nur noch für Busse, Taxen, Radfahrer und Fußgänger geöffnet ist.

2023 soll wohl ein fahrerloses Bussystem erprobt werden, welches Fahrgäste aus den Ortschaften am nördlichen Ufer über die Brücke zu einem Umsteigepunkt zum ÖPNV bringen soll. Mal schauen, ob das was wird.

Für einen Bahnfreak war das natürlich ein schöner Ort und auch Meike hatte ihren Spass, denn der Blick aufs Wasser hatte auch was für sich.

Da aber auch schon früher Nachmittag war, stellte sich Hunger ein. Also ab in eine Empfehlung des Internets: The Railbridge Bistro.

Gute Wahl, denn hier hatte es 3 unserer Lieblingsgerichte Schottlands: Fish & Chips, Haggis Balls und Muscheln.

Und die kleine Modelleisenbahn war das Tüpfelchen auf dem i.

Was dann tun? Nun, wenn wir schon einmal hier am Wasser sind und die Brücken besichtigen wollen, dann geht das doch wohl am Besten von einem Boot aus. Und passenderweise sollte gleich eines ablegen, also rasch ein Ticket am kleinen Schalter von Forth Tours gekauft und angestellt.

Als echte Seepandas … äähh … Seebären ging es natürlich vorne an den Bug des Schiffes. Auch wenn der Wind teilweise schon einer steifen Briese ähnelte und Selfies herausfordernd gestaltete.

Aber die Blicke auf den 90 Minuten unter den 3 Brücken war echt spektakulär.

Hier und da erzählte der Skipper auch über die Boote links und rechts wie dieses „Müll-Sammel-Boot“ im Auftrag der Universität.

Auch sehr müde Robben gab es zu sehen.

Wendepunkt war Inchcolm Island, eine kleine Insel mitten im Firth gelegen.

Diese kleine Ansammlung von Gartenzwergen irritiert sogar unseren Skipper regelmäßig. Vor allem weil, wie er erzählte, andauernd welche hinzukommen oder weggenommen werden. Er hat keine Ahnung, wer diesen Aufwand betreibt, aber es wären auf jeden Fall ausdauernde Witzbolde, die das machen würden.

Auf Inchcolm gibt es noch eine alte Abbey, auf der man sogar heiraten kann.

Aussteigen hätte man hier auch können, aber wir hatten uns gerade eingemummelt und freuten uns auf die Rückfahrt.

OK, ein einfaches IPA half Jens da auch ein wenig, denn er diente teilweise als Wind- und Regenschutz für Meike.

Aber was für Eindrücke unter einer der größten Eisenbahnbrücken dieser Bauart!

Da findet man die Autobrücken, obwohl auch nicht weniger groß, irgendwie unbedeutend dagegen.

Eine echt coole Tour, die wir jedem empfehlen können. Uns war aber jetzt etwas kalt, weswegen wir uns was zum aufwärmen suchten. Und warum dann nicht ein Pub?

Ein leichtes Bier und etwas Pub-Atmosphäre – schon geht es besser.

Die Idee war dann eigentlich, dass wir mit dem Bus zurück nach Edinburgh fahren wollen und uns noch was zum Abendessen suchen wollten. Das klappte genau 3 Häuser lang, denn Jens erblickte in einem Haus den Shop der lokalen Ferry Brewery. Und zu allem Überfluss hatten sie da auch noch ein Alt.

Na gut, da wollen wir mal als Kölner drüber hinweg schauen. Wobei es auch recht lecker war, wie wir zugeben müssen. Im Laden selber waren der Inhaber, zwei Stammgäste und mit allen dreien haben wir uns gut unterhalten.

Irgendwann kam ein hier arbeitender Serbe, wobei das Land eigentlich egal ist, mit seiner Freundin rein und riss die Stimmung aber richtig herum. Denn als wir ihm sagten, dass wir aus Deutschland kamen, riss er übelste Rechts-Propaganda ab, wünschte sich die „gute alte Zeit zurück“ und machte auch entsprechende Gesten mit seinem Arm. Wir gingen dann in den Vorderraum, um ihm aus dem Weg zu gehen aber irgendwann kamen beide hinterher.

Der Inhaber merkte dies und machte ein paar Anrufe und wir nahmen das als Anlass uns einerseits zu entschuldigen (wurde nicht angenommen, weil wir ja nichts getan haben und er meinte nur, dass er sich für solche Leute schäme) und zu gehen.

Schade, dass die so nette Stimmung mit einem Ur-Schotten, einem Südafrikaner und einem Engländer so vernichtet wurde. An den rechten Typen (egal aus welchem Land): Du Arschloch!

Und an alle weltoffenen, freundlichen und wertschätzende Menschen dieser Welt: Besucht Ferry Brewing!

Mit einem kleinen Spurt erreichten wir noch einen Bus und zurück ging es durch die engen Straßen in Richtung Edinburgh.

Da uns nicht mehr so richtig nach großer Unterhaltung war, ging es einfach dahin, wo wir wissen, dass wir gute Biere und einigermaßen gutes Essen bekommen: Zum Brewdog in die Lothian Road.

Gutes Bier: Check!

Gutes (vegetarisches) Essen: Check!

Zurück zum Hotel: Check!

Zusammenfassung: Trotz unserer noch nicht 100% ausgestandenen Krankheiten ein sehr voller Tag mit sehr vielen, nachhaltig prägenden Erlebnisse. Schon fast schade, dass es morgen wieder zurück geht … allerdings lockt die heimische Couch und das heimische Bett schon sehr, denn gerade wenn man krank ist, ist das Hotelzimmer doch keine wirkliche Alternative.

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