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Ausflug von Krakow, Teil 1: Salzbergwerk Wieliczka

Der heutige Tag wird in zwei Teile geteilt, weil die Inhalte sich doch deutlich in Inhalt und Tonfall unterscheiden werden. Gebucht haben wir eine Tagestour, welche uns zu Beginn zu einem Bergwerk bringen soll. Wobei, wie wir schnell sehen sollten, der Begriff „Bergwerk“ etwas untertrieben ist.

Wieder mussten wir recht früh aufstehen, wieder ging es zu einem Abholpunkt. Dieses Mal sollte es aber eine etwas größere Aktion werden, was sich auch an den Menschenmengen zeigte, die an der Straßenbahnhaltestelle warteten.

Die ganze Prozedur war auch etwas stressig, denn der Bus kam zuerst nicht, dann wusste man nicht welcher Bus wirklich für uns ist. Dann fuhr der Kleinbus auch noch quer durch die Stadt und man wusste nicht wieso. Und dann konnten wir auch noch in einen großen Bus umsteigen, der schon mehr oder weniger voll war und wo nicht mehr so schöne Plätze verfügbar waren.

Immerhin hatten wir was gegessen und so nicht sooo schlechte Laune.

Entgegen dem Berufsverkehr ging es in Richtung Süd-Ost aus der Innenstadt hinaus in den Vorort Wieliczka.

Hier befindet sich tatsächlich etwas besonderes, nämlich ein Salzbergwerk. 1976 wurde das Bergwerk in die Liste der nationalen Kulturdenkmäler Polens und 1978 in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes aufgenommen.

Das Salzbergwerk Wieliczka ist eines der ältesten und bekanntesten Salzbergwerke der Welt, Salz wird hier schon lange abgebaut. Vorher wurde hier auch über Salzquellen Salz gewonnen und nachdem das Lager erschöpft war, wurde unter Tage nach Salzsole gesucht und dabei die Steinsalzlagerstätte entdeckt.

Der älteste Schacht, der Goryszowskischacht, wurde etwa 1280 abgeteuft. Seit dem 15. Jahrhundert wurden Maschinen und seit dem 17. Jahrhundert Pferde im Bergwerk eingesetzt. Bis zum 18. Jahrhundert ging der Abbau nur im oberen Teil des Flözes, bis etwa in 60 m Teufe um, später wurden unter den alten Bauen vier weitere Sohlen angelegt, die bis in 340 m Teufe reichen. Vom 14. Jahrhundert bis 1772 waren die Salzbergwerke Wieliczka und Bochnia als Königliche Salinen vereinigt und somit das größte Bergbauunternehmen in Polen.

Über die Jahre wurden die Salzbergwerke immer wieder anders geordnet, expandierten oder dienten den jeweiligen Herrschenden als Einnahmequelle. Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert wurde aus den Einnahmen des Salzhandels ein Drittel der Staatseinnahmen erwirtschaftete oder auch die Kosten für den Bau des Wawels, der Akademie und der Stadtbefestigungsanlagen in Krakau sowie der Heeressold bestritten.

1913 wurde die noch heute in Betrieb befindliche Salzsiederei erbaut. Nach 1918 wurde das Bergwerk Staatsbesitz der Republik Polen, die sich 1932 das staatliche Monopol auf Salz vorbehielt. Von August bis Oktober 1944 wurden jüdische KZ-Häftlinge von den Deutschen in den Salzminen zur harten Arbeit eingesetzt. Es erinnert keine Gedenktafel an diese jüdischen Menschen. 1965 wurde die Saline von Żupa Solna (Salzbergwerk) in Wieliczka umbenannt. 1993 wurde dann letztendlich die Salzförderung eingestellt und das Bergwerk dient seitdem ausschließlich dem Tourismus und als Sanatorium. Um einen Einsturz des Bergwerkes und der Stadt bei Wassereinbrüchen zu verhindern, wird das eindringende Wasser zu Tage gefördert und daraus Siedesalz gewonnen. Dadurch ist Wieliczka weiterhin ein wichtiger polnischer Salzproduzent.

Hauptaspekt des gesamten Areals ist aber der Tourismus, was man an den Dimensionen des Platzes erkennen konnte. Im 10 Minuten-Takt wurden hier gebuchte Reisegruppen oder spontane Einzelreisende in sprachlich sortierten Gruppen in den Schacht geführt. Wir mussten hier etwas länger warten und wussten nicht so genau warum. Irgendwann kam unser Guide aber zu uns und führte uns an den wartenden Menschen vorbei, wie bekamen Einweg-Kopfhörer und ab ging es.

Generell geht es vom Eingang aus über ca. 380 Stufen bis zur Sohle I (64 Meter unter Tage) herunter. Weit geht es über Stufen auf die Sohle II (zwischen 90 und 110 Metern) und weiter auf die Sohle III (135 m). Von da aus geht es wieder mit dem Lift hinauf zur Erdoberfläche.

Dazwischen standen aber noch 2 bis 3 Stunden Fußweg, 3,5 Kilometer und insgesamt 800 Stufen. Unterwegs wurde uns die Geschichte des Bergbaus hier erklärt, wie man früher das „weiße Gold“ abgebaut hat und unter welchen Bedingungen hier gearbeitet wurde.

Schon damals haben die Bergleute unter Tage versucht ihre Arbeitswelt sozusagen zu schmücken. Die auf der Route gezeigten Skulpturen und sind aber eher neuern Ursprungs. Angesichts von etwa 1,2 Millionen Touristen pro Jahr kein Wunder.

Ein wenig Geologie gab es auch, so wurde auch auf besondere Salze an den Decken und den Wänden eingegangen.

Highlight waren aber natürlich weiterhin die Skulpturen und Darstellungen auch aus der polnischen Geschichte.

Ergänzt immer wieder durch Darstellungen, wie man in den verschiedenen Perioden hier gearbeitet hat. Was für eine Qual es beispielsweise für die Grubenpferde damals was kann man nur erahnen.

Zu den berühmten Besuchern dieser Stätte zählen Nikolaus Kopernikus, Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Fryderyk Chopin, Dmitri Mendelejew, Karol Wojtyła (später Papst Johannes Paul II.), der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und viele andere.

Weiter hinab ging es über verschiedene Treppen. Und in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen, zumindest in unserer Gruppe.

Interessante Fakten über den Salzabbau wechselten sich auch hier mit historischen Geschichten ab.

Und dann kamen wir in die erste Kapelle, die von den Bergleuten erbaut wurde.

Auf den ersten Blick konnte man das gar nicht so erkennen, aber die Kronleuchter sind mit Salzkristallen dekoriert!

Einen davon konnten wir alle auch in die Hand nehmen.

Der berühmteste Ort im Salzbergwerg und natürlich einer der Höhepunkte ist die St.-Kinga-Kapelle, deren Innenausstattung aus Salz und Salzseen geschnitzt ist. Kinga von Polen (1224 – 1292) war eine ungarische Kronprinzessin aus dem Königsgeschlecht der Arpaden. Sie war durch Heirat ab 1239 polnische Herzogin von Sandomir und ab 1243 von Krakau und wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt. Und ist die Schutzpatronin der Salzbergleute.

Und ihr zu Ehren wurde 1896 die Kapelle gebaut, 54 Meter lang, 18 Meter breit und 12 Meter hoch. Nach 67 Jahren war sie vollendet und wer einmal darin stand, wird das Gefühl nicht mehr vergessen. Also wir werden es nicht.

Kronleuchter leuchten die Kapelle aus und wir konnten uns so etwa 10 bis 15 Minuten frei auf den 465 Quadratmetern umschauen, was es hier alles gibt.

Am beeindruckendsten ist jedoch der mehrere hundert Jahre alte Salzaltar. Die Kapelle wird auch heute noch für Gottesdienste, Hochzeiten und Konzerte genutzt und bietet Platz für etwa 400 Personen.

Wir standen nur da und staunten. Und vergaßen glücklicherweise nicht Fotos zu machen, auch wenn dies so ein „Fotos werden dem Erlebnis nicht gerecht“-Moment war.

Papst Johannes Paul II. war leider nie hier, als Bischof von Krakau hat er aber das Salzbergwerk einmal besucht.

Hauptverantwortlich waren für das Ganze hier übrigens nur 4 Männer, die auf einer Ehrentafel am Ausgang genannt wurden. Genauer gesagt stehen hier nur die drei bereits verstorbenen Bergarbeiter, da der vierte noch lebt, ist er hier noch nicht aufgeführt.

An einem See mit Salzlake vorbei, der uns irgendwie das Gefühl eines James Bond Schurken-Verstecks brachte, ging es weiter auf die unterste Sohle, die man auf der Touristen-Tour besichtigen kann.

Hier gab es auch noch ein paar Informationen, wobei der Eindruck der St. Kinga Kapelle noch zu stark war, als das wir hier große Aufmerksamkeit an den Tag legen konnten. Und so endete die Tour, wie üblich, in einem Gift Shop! Dieser hier war aber echt nicht schlecht …

Ach ja, zurück zur Oberfläche geht es ja mit dem Lift. Angesichts der bislang überwundenen 800 Stufen auch ganz gut. Auf dem Weg konnte man noch ein paar Blicke in die „kleineren“ Festsäle werfen, die man auch mieten kann. Wenn man das passende Budget hat …

Und „Lift“ war … etwas übertrieben. Denn genauer gesagt ging es mit einem Aufzug der Bergleute wieder hinauf. Vier Kabinen in Paaren übereinander angeordnet wollten von unserer Gruppe benutzt werden.

Und das war … eng! Denn der durchschnittliche Salzbergwerk-Angestellte ist anscheinend 1,50 Meter groß und wiegt 40 Kilo. Und ist damit weit, weit entfernt von uns oder unseren internationalen Mitreisenden.

Die Bergfahrt dauerte etwa 1 1/2 Minuten und rumpelte doch sehr. Aber dann waren wir wieder an der Oberfläche.

Für uns ging es dann zurück zum Bus, der auch überraschend pünktlich abfahren konnte. Hatten wir bei größeren Tourgruppen ja auch schon anders …

Es ging dann etwa 1 1/2 Stunden nach Westen in den kleinen Ort Oświęcim. Dabei schauten wir einen kleinen Film, der uns versuchen sollte auf das vorzubereiten, was wir gleich sehen, hören und erleben würden.

Denn auf Deutsch hieß der Ort, wo wir hinfuhren Ausschwitz!

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