Tja und nun standen wir nun vor einem Gelände, wo wir mit gemischten Gefühlten hingefahren sind. Im Vorfeld hatten wir uns viel mit diesem Teil der Reise beschäftigt und wissen natürlich noch so einiges aus dem Schulunterricht. Jens war bereits in einem solchen Lager gewesen und wusste, welche Geschichten, welche Eindrücke dort auf einen warten. Fast schon lauern, denn das, was man hier sieht, kann man nur schwer begreifen.
Um das ganze korrekt einordnen zu können, kommt hier etwas mehr Text. Teilweise von Wikipedia, teilweise aus der Erinnerung des Schulunterrichtes und teilweise aus dem, was wir vor Ort gelesen, gehört und erlebt haben.
Das Konzentrationslager Auschwitz, kurz auch KZ Auschwitz, genannt, war der größte deutsche Komplex aus Gefangenenlagern zur Zeit des Nationalsozialismus. Auschwitz hatte eine Doppelfunktion als Konzentrations- und Vernichtungslager. Der sukzessive ausgebaute Lagerkomplex bestand aus dem Konzentrationslager Auschwitz I (Stammlager), dem Vernichtungslager Birkenau – Konzentrationslager Auschwitz II, dem Konzentrationslager Monowitz und 47 weiteren Außenlagern. Er befand sich am Westrand der polnischen Stadt Oświęcim (deutsch: Auschwitz) im vom Deutschen Reich annektierten Teil von Polen und wurde von der SS von 1940 bis 1945 betrieben.
Die während des Zweiten Weltkrieges europaweit gefangen genommenen Menschen wurden per Bahn in das KZ Auschwitz deportiert, etwa 90% waren Juden, die aus halb Europa wie Vieh hierhin gekarrt wurden. In Auschwitz fand im Zuge der sogenannten „Endlösung der Judenfrage“ (später auch Holocaust oder Shoah genannt) ein systematischer und fabrikmäßiger Mord an europäischen Juden statt, aber auch andere durch das NS-Regime verfolgte Gruppen wurden dort eingesperrt und ermordet. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich auf 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen. Die genaue Opferzahl konnte nicht ermittelt werden.
Am 27. Januar 1945 befreite die von Osten vorrückende Rote Armee den Lagerkomplex. In der Nachkriegszeit ist der Name „Auschwitz“ zu einem Symbol für den Holocaust geworden. Der Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz ist seit 1996 in Deutschland, seit 2005 international der öffentlich begangene Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Nachdem wir in kleinere Gruppen mit Headsets aufgeteilt wurden, ging es durch einen Gang auf das Gelände des KZ Ausschwitz I, dem sogenannten „Stammlager“. Auf dem Weg wird man durch einen schlichten, langen Tunnel geführt und hört von einem Tonband eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Namen der hier bestialisch ermordeten Menschen.
Dann kamen wir an das berühmte Tor mit seinem zynischen Spruch „Arbeit macht frei“.
Am 1. Februar 1940 erteilte der Reichsführer SS Heinrich Himmler dem Inspekteur der Konzentrationslager Richard Glücks die Weisung, im Altreich und in den besetzten Ostgebieten, geeignete Gebäudekomplexe, Gefängnisse und Lager auf deren Verwendungsmöglichkeiten als Konzentrationslager zu prüfen. In der Weisung Himmlers wurde Auschwitz auch namentlich genannt. Zwei Untersuchungen durch Glücks und den späteren Lagerkommandanten Rudolf Höß kamen zu dem Schluss, dass Auschwitz zur Errichtung eines solchen Lagers in Frage käme. Daraufhin ordnete Himmler am 27. April 1940 den Bau eines Konzentrationslagers in Auschwitz an.
Die Lage war unter Verantwortung des Reichsführers-SS bereits in der Planungsphase als verkehrstechnisch günstig gewählt worden. Auschwitz hatte im 19. Jahrhundert zu Österreich-Ungarn gehört und in dieser Zeit Anschluss an die Bahnlinie Wien – Krakau erhalten. Dieser Bahnanschluss vereinfachte die rasche Deportation von Juden aus vielen Gebieten Europas nach Auschwitz. Die dünn besiedelte Umgebung mit ihren Flussläufen als natürlichen Näherungs- und Fluchthindernissen schotteten die Anlage ab, so dass öffentliche Einblicke erschwert wurden.
Der später sehr große Lagerkomplex Auschwitz startete mit der Errichtung des Stammlagers, meist K.L. Auschwitz I genannt. Die SS errichtete das Stammlager in den Gebäuden einer ehemals polnischen Kaserne. Sie war relativ neu gebaut worden und gut erhalten. Am 20. Mai 1940 trafen die ersten Häftlinge im Lager ein. Das Stammlager wurde später Verwaltungszentrum. Im März 1941 ordnete Himmler eine Vergrößerung des Lagers an einem in der Nähe liegenden Dorf an. Der Block 11 war ein lagerinternes Gefängnis mit Stehbunker. Tausende seiner Häftlinge wurden selektiert und an der Schwarzen Wand erschossen. Nach Fluchtversuchen schickte die SS zu Abschreckungszwecken andere Häftlinge in den Bunker und verurteilte sie damit zum Hungertod.
Unser Guide führte uns über das Gelände und erzählte so neutral wie es eben geht über die Fakten dieses Ortes, welcher so vielen, vielen Menschen Leid und am Ende den Tod bedeutete.
Die Gebäude, das ist Jens aufgefallen, ähnelten im Inneren doch sehr an die Kasernen aus seiner Bundeswehr-Zeit. Was nicht verwunderlich ist, da die Deines-Bruchmüller Kaserne in Lahnstein aus etwa der gleichen Zeit stammte.
Die Stimmung war bedrückt aber die Situation war nicht so überfordernd, wie wir es befürchtet haben. Das liegt aber auch sicherlich daran, dass wir beide im Schulunterricht nicht geschlafen haben und uns noch gut an das dort gelernte erinnern können.
Was heute sicherlich so mancher Person in Deutschland gut zu Gesicht stehen würde!
In verschiede Gebäude gingen wir auch immer wieder rein und erfuhren dort, wie systematisch, wie industriell hier die Nazis Menschen … nein, für die Nazis waren das ja keine Menschen mehr … Arbeitskräfte zusammenführten und so lange knechteten, bis sie starben und ersetzt wurden. Menschenwürde war hier nur ein Wort, was für die Bewacher galt.
Wie im KZ Dachau wurden auch im KZ Auschwitz Experimente unter anderem mit Mescalin unternommen. Der Standortarzt Wirths, der SS-Hauptsturmführer Bruno Weber, Leiter des Hygiene-Institutes, und der SS-Sturmbannführer Victor Capesius, Chef der SS-Apotheke, erforschten die Wirkung von Mescalin und seine Anwendungsmöglichkeiten bei Verhören. Daneben gab es auch hier die unbeschreiblich grausamen Experimente an den Insassen.
Mit eine der beeindruckendsten Geschichte war die der Selekton: Neu angekommene Menschen wurden gleich am Bahnsteig selektiert. Und das in „Kann noch arbeiten“ und „Gleich ermorden“. Ein Fingerzeig nach links bedeutete den Tod in den nächsten 30-45 Minuten. Und das ohne es zu wissen.
Aber zu den Gaskammern und Krematorien sollten wir noch später kommen.
Und, fast schon zynisch als „typisch deutsch“ zu bezeichnen wurde alles, aber auch wirklich alles was die Juden mitbrachten gezählt, katalogisiert und aufbewahrt. So beispielsweise das Geschirr, was einige in der irrigen Meinung sie würden in ein neues Leben fahren, mitgebracht haben.
Ebenfalls beeindruckend: Nicht wenige Koffer hatten Aufdrucke, die zeigten, dass die Besitzer im ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten. Was für ein Wahnsinn!
Wer dem Museum Ausschwitz auf den sozialen Medien folgt, kennt die Bilder und Geschichten, die dort jeden Tag von den ermordeten Menschen gepostet werden. Einen kleinen, wirklich nur sehr kleinen Teil konnten wir hier sehen.
Erschießungen wurden bei kleinsten Vergehen angeordnet, oft auch nur aus Böswilligkeit. Wie gesagt: Ein Leben zählte hier nichts.
Der sogenannte „Schonungsblock“, wo teils die bereits erwähnten Menschenversuche unternommen wurden.
Und dann ging es in die erste Krematorium, das Krematorium I im Stammlager.
Der industrialisierte Massenmord fand in verschiedenen Gebäuden statt. Die Hauptaufgabe einzelner und zu diesem Zweck ausgebildeter SS-Männer war das Einschütten des Zyklon B in die Vorrichtungen der Gaskammern. Um die Psyche von SS-Männern zu schonen, wurde ein Arbeitskommando von Häftlingen gezwungen, anstrengende Arbeiten zu verrichten, beispielsweise mussten sie den Abtransport der Leichen aus den Gaskammern übernehmen und die anschließende Verbrennung der Leichen in den Krematorien und Verbrennungsgruben durchführen (siehe Häftlings-Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau).
Ich zitiere mal Wikipedia direkt und mit einer Formulierung, die sehr neutral ist und das uns doch sehr emotional erzählte etwas genauer beschreibt:
Der Ingenieur Kurt Prüfer begann am 10. Juni 1940 bei der Firma Topf mit dem Entwurf für einen Doppelmuffelofen für das Krematorium Auschwitz. Dieser Ofen des Typs „D-57253 Modell Auschwitz“ wurde später in den Krematorien vieler Konzentrationslager eingesetzt, unter anderem in Buchenwald, Dachau, Mauthausen und Gusen. Die Vorgabe bezüglich der Leistungsfähigkeit waren zwei Leichen pro Stunde und die Möglichkeit des Dauerbetriebs über mehrere Tage.
Am 1. Oktober 1940 wurde der Doppelmuffelofen in Auschwitz in Betrieb genommen. Auch im KZ Gusen I in Mauthausen war ein Topf-Doppelmuffelofen „Modell Auschwitz“ installiert. Am 14. Juli übersandte die Firma Topf eine Bedienungsvorschrift an das Konzentrationslager Mauthausen und gab darin die Leistung mit 10 bis 35 Leichen in 10 Stunden (3,5 Leichen pro Stunde) an. Im Krematorium des Stammlagers wurden zwei weitere Doppelmuffelöfen installiert und am 15. Dezember 1940 waren alle drei Öfen fertiggestellt.
Im August 1941 wurde Rudolf Höß zu einer Besprechung mit Adolf Eichmann nach Berlin bestellt. Während der Abwesenheit von Höß vergaste sein Stellvertreter, SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch, eigenmächtig sowjetische Kriegsgefangene in einem Keller. Fritzsch bezeichnete sich deshalb danach als „Erfinder der Zyklon-B-Methode“. Nach dem erfolgreichen Einsatz von Zyklon B durch Karl Fritzsch einigten sich Höß und Eichmann auf den Einsatz dieses Produktes zur Judenvernichtung.
Fachhistoriker datieren die erste Massenvergasung im Stammlager mehrheitlich auf Anfang September 1941 wobei schon Ende August 1941 Fritzsch in Abwesenheit des Kommandanten Höß im Keller des Blocks 11 probeweise Häftlinge mit Zyklon B ermordet. Nach der Rückkehr des Kommandanten wurde Block 11 am 2. September geräumt, um am darauf folgenden Tag 600 sowjetische Kriegsgefangene und 250 Kranke in dessen Keller zu vergasen. Am Morgen des 4. Septembers wurde der Keller mit Gasmaske betreten. Da noch einige Gefangene lebten, wurde noch einmal Zyklon B eingeschüttet. Am Nachmittag waren alle Gefangenen tot, es wurden die Türen geöffnet und die Abdichtungen der Fenster entfernt. In der Nacht zum 5. September wurden die Leichen aus dem Keller geholt und entkleidet.
Damit endete unsere Führung im Stammlager und wir fuhren, sehr ruhig, mit dem Bus zum ein paar Minuten entfernten Vernichtungslager Birkenau – Konzentrationslager Auschwitz II. Hier steht weniger, dafür einige Blicke, die man aus den Geschichtsbüchern oder auch Filmen wie „Schindlers Liste“ kennt.
Am 1. März des Jahres 1941 erhielt Rudolf Höß von Himmler aus Anlass einer Besichtigung des Stammlagers den Befehl, ein zusätzliches Arbeitslager für zunächst 100.000 Häftlinge zu bauen. Dessen Kapazität sollte später auf 200.000 erhöht werden. Im Oktober 1941 begann der Bau des riesigen zweiten Lagers. Das Dorf Brzezinka (dt. Birkenau) wurde nach Umsiedlung der Bevölkerung komplett abgerissen und durch Baracken ersetzt. Verwaltungstechnisch war es dem Stammlager untergeordnet. Den Lagerbereich Auschwitz–Birkenau ließ die SS als Vernichtungslager errichten, mit dem Ziel der industrialisierten Vernichtung von Menschen. An diesem Ort wurden über eine Million Menschen ermordet, größtenteils Juden, Sinti und Roma aus ganz Europa.
Das etwas abseits stehende „Rote Haus“ wurde am 20. März 1942 erstmals für Vergasungen benutzt. Das umgerüstete „Weiße Haus“ wurde ab Mitte 1942 als Gaskammer genutzt. Ab dem ersten Halbjahr 1943 gingen die vier neu errichteten Krematorien in Betrieb, die im Untergeschoss die großen Gaskammern des Lagers enthielten.
Die einzelnen Bereiche des 1,7 Quadratkilometer umfassenden Vernichtungslagers wurden Lagerblöcke (A, B, C etc.) genannt. Sie waren nacheinander Haftort für verschiedene Opfergruppen. Es gab auf der rechten Seite (vom Eingang her gesehen) Holzbaracken für die Frauen und Kinder unter 14 Jahren. Dazu zählten das zynisch bezeichnete „Familienlager Theresienstadt“ bzw. das Frauenlager. Auf der linken Seite befanden sich Ziegelbaracken für die Männer. Ab Sommer 1944 hatten ungarische Nationalsozialisten in Budapest die Macht übernommen, was von Eichmann zu verstärkten Deportationen ungarischer Juden genutzt wurde. Besondere Verfolgung erlitten neben Juden auch die so genannten „Zigeuner“. Die SS errichtete für sie im Konzentrationslager einen besonderen Block und nannte ihn „Zigeunerlager Auschwitz“. Hier war auch Josef Mengele mit Experimenten an Menschen tätig.
Im Lagerkomplex Auschwitz wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet. Von den mehr als 5,6 Millionen Opfern des Holocaust wurden etwa eine Million Juden als rassistisch verfolgte Menschen in Auschwitz-Birkenau ermordet.
In den Sprachen aller hier ermordeten Menschen stehen Gedenktafeln zwischen den beiden Gaskammern, dort verweilten wir ein wenig.
Nachdem wir den bereits erwähnten Bahnsteig entlang gegangen waren, ging es für uns genau den Weg, den damals die direkt zum Tode verurteilten gegangen sind.
Sehr eindrücklich und hier redete fast niemand mehr. Die Gaskammern sind eingestürzt haben aber unserer Meinung nach nichts von ihrem Schrecken verloren.
Irgendwie sind es die Kleinigkeiten, die einem ja bei so einem nicht greifbaren Ausmaß hängen bleiben, aber als unser Guide meinte: „Ach ja, die oberste Schicht Erde hier ist immer die Asche von verbrannten Menschen!“ hat uns das schon hart getroffen.
Passenderweise regnete es auch inzwischen sehr, Sonne wäre hier auch irgendwie unangebracht gewesen. In der damaligen Zeit gab es hier auch sehr, sehr kalte Winter die zusätzlich zu den unmenschlichen Bedingungen noch zusätzliche Opfer forderten.
Abschuss dieses letzten Teil des Besuches war eine Baracke, wo wir auf eigene Faust durch die dunklen Gänge gehen konnten und uns versuchten vorzustellen, wie auf einer dieser Bretter-Verschläge 6 Menschen schlafen mussten.
Was sollen wir sagen: Jeder der da war, wird unterschreiben, dass der Besuch vermutlich lebenslang einen Eindruck hinterlässt. Und man wird dem Faschismus noch weniger gewillt sein auch nur einen Millimeter zuzugestehen.
Ein letzter Spruch unseres Guides war: „Ach, dass das Deutsche waren ist eigentlich gar nicht so wichtig. Im Endeffekt waren das Menschen und jeder Mensch kann zu solchen Bestien werden, wenn wir alle nicht aufpassen … egal welche Nationalität, egal welche Hautfarbe, egal wo und egal wann …“.
Und dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen!
#NeverAgain



























